Juncker schlägt EU-Studentenausweis vor

Der Lesesaal der Bibliothek der Universität Wien.
Der Lesesaal der Bibliothek der Universität Wien.Die Presse/Clemens Fabry
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Die Kommission regt die Schaffung eines „Europäischen Bildungsraums“ nach Vorschlag des französischen Präsidenten Macron an.

Die Rede des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron an der Sorbonne-Universität vom 26. September erweist sich immer klarer als Schlüsseltext für die nächsten europäischen Reformbestrebungen. Am Dienstag schlug die Kommission die Schaffung eines „Europäischen Bildungsraumes“ vor. Bis zum Jahr 2025 sollten die Unionsmitglieder im Rahmen dessen dafür sorgen, dass Hürden bei der grenzüberschreitenden Anerkennung von Schulabschlusszeugnissen, Hochschuldiplomen und sonstigen Ausbildungszertifikaten abgeschafft werden. Diessolle im Rahmen eines „Sorbonne-Verfahrens“ geschehen. Genau ein solches mit genau diesem Zweck hatte Macron bei seiner Rede vorgeschlagen. „Ich wünsche mir, dass wir uns in einem Harmonisierungsprozess oder der gegenseitigen Anerkennung von höheren Bildungsdiplomen engagieren. Rufen wir heute ein Sorbonne-Verfahren ins Leben“, hatte er gesagt.

Kommissionsvorsitzende Jean-Claude Juncker hält viel von Macron. Schon in dessen kurzer Zeit als französischer Wirtschaftsminister erkannte er sein politisches Talent und die Übereinstimmungen im Blick auf Europa.

Erasmus verdoppeln

Der Vorschlag der Kommission zur Schaffung des Bildungsraumes ist Teil eines Thesenpapiers, welches Juncker den Staats- und Regierungschefs am Freitag in Göteborg bei deren Gipfeltreffen, welcher sozialen Fragen gewidmet ist, vorlegen wird. Ein weiterer konkreter Vorschlag Junckers ist ein EU-Studentenausweis, auf dem schon ab dem Jahr 2019 jeder Student, der im Ausland seiner Bildung nachgeht, seine akademischen Unterlagen speichern können soll. Die Kommission regt die Regierungen neben einer Verdopplung der Teilnehmer am Erasmus-Programm dazu an, dafür zu sorgen, dass bis 2025 alle jungen Europäer, die eine höhere Schule besuchen, „gute Kenntnisse“ mindestens zweier Fremdsprachen haben. Und sie wünscht sich europäische Universitäten – wie Macron sie vorschlug, als er von der Schaffung eines „Netzes an Universitäten mehrerer Länder sprach, deren Studenten mindestens sechs Monate lang im Ausland studieren und Lehrveranstaltungen in mindestens zwei Fremdsprachen besuchen sollten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.11.2017)

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