EU will um eine Milliarde Euro Supercomputer bauen

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Europa ist bei den weltbesten Rechenmaschinen weit abgeschlagen hinter China, den USA und Japan. Eine neue Initiative der Kommission soll das ab 2019 ändern.

Zweimal China, einmal die Schweiz, gefolgt von dreimal USA, zweimal Japan und zweimal USA: unter den zehn leistungsfähigsten und schnellsten Computern der Welt, die regelmäßig in der sogenannten Top-500-Liste bewertet werden, befindet sich keiner aus einem Mitgliedsland der Europäischen Union. "Für mich ist es nicht normal, dass Europa bei den Supercomputern nicht unter den ersten zehn ist", sagte Mariya Gabriel, die für Digitalisierung in Gesellschaft und Binnenmarkt zuständige Kommissarin, im Oktober vorigen Jahres zur "Presse". Und sie fügte hinzu: "Darum stellt die Kommission Mittel bereit, damit bis 2023 einer der drei weltstärksten Supercomputer auf europäischem Boden steht."

Heute, Donnerstag, legte die Kommission die Details dieses Planes zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit Europas vor. Aus Mitteln des Unionshaushaltes sowie den Beiträgen eines Dutzends von Staaten soll ab dem Jahr 2019 bis Ende 2026 vorläufig mindestens eine Milliarde Euro für den Erwerb und die Entwicklung solcher sogenannter Supercomputer verfügbar werden.

Österreich nicht dabei

486 Millionen Euro stellt die Kommission aus dem bis Ende 2020 laufenden Rahmenhaushalt der Union bereit, die andere Hälfte kommt von den teilnehmenden Staaten Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Italien, Kroatien, Luxemburg, Niederlande, Portugal, Spanien, Slowenien sowie dem Nicht-EU-Mitglied Schweiz. Österreich ist vorläufig nicht dabei. Im Regierungsprogramm der neuen türkis-blauen Bundesregierung findet sich auch kein Hinweis darauf, dass man sich mit dieser Frage befasst hat.

Mit diesem Geld, das von einem Finanzierungsvehikel namens EuroHPC Joint Undertaking verwaltet wird, sollen nach dem Plan der Kommission zunächst zwei Supercomputer gekauft werden, die hundert Millionen Milliarden Rechnungen pro Sekunde lösen können, und mindestens zwei weitere, die wenigstens zehn Millionen Milliarden Rechnungen pro Sekunde schaffen. Diese mindestens vier Maschinen sollen ab dem Jahr 2020 Forschern und Unternehmern zur Benutzung verfügbar sein.

Große Finanzierungslücke

Darüber hinaus soll aus diesem Geldtopf die Entwicklung dessen bezahlt werden, was Kommissarin Gabriel im "Presse"-Interview als Hauptziel angab: einen in Europa gemachten globalen Spitzencomputer, der um eine weitere Zehnerpotenz schneller sein, also eine Milliarde Milliarde Rechnungen pro Sekunde lösen können soll.

Für Supercomputer gibt es zahlreiche nützliche Anwendungen: von der immer genaueren Simulation des Pfades, den Flutwellen oder Stürme nehmen werden, über die Modellierung des menschlichen Gehirns und die Optimierung der Leistung von Windturbinen, Sonnenzellen und anderen umweltfreundlichen Energieformen, bis zur besseren Erfassung der Auswirkungen des Klimawandels auf die Ozeane. Auch für die Privatwirtschaft sind Supercomputer sehr wichtig. Die Kommission führt als Beispiel die Verkürzung des Entwicklungszyklus neuer Automodelle von 60 auf 24 Monate an, die bereits durch solche starken Rechenmaschinen ermöglicht wurde.

Ob diese Milliarde Euro reichen wird, um Europa an die Spitze der elektronischen Datenverarbeitung zu hieven, ist allerdings offen. Die Kommission führt selber in ihren Unterlagen an, dass Europa derzeit jährlich um 500 bis 750 Millionen Euro weniger in diesem Feld investiert, als es die Spitzenreiter USA, China und Japan tun - wobei kein Mitgliedstaat allein die Kapazität habe, so eine Maschine selber zu entwickeln.

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