Athen wird das dritte Hilfspaket voraussichtlich nicht komplett ausnutzen. Dennoch gibt es Zweifel an seiner nachhaltigen Kreditfähigkeit.
Brüssel. Noch einmal berieten die Euro-Finanzminister am Montag über eine Hilfstranche von 6,7 Milliarden Euro für die griechische Regierung. Valdis Dombrovskis, Vizepräsident der EU-Kommission, zeigte sich mit der Lage im Land zufrieden. Griechenland habe in den vergangenen drei Jahren die Ziele übererfüllt. Es wird erwartet, dass Athen das dritte Hilfspaket in der Höhe von 86 Milliarden Euro nicht voll ausnutzen wird. Bis Ende des Jahres waren davon lediglich 40,2 Milliarden ausbezahlt.
Trotz dieser positiven Entwicklung steht noch nicht fest, ob Athen wie geplant ab Ende August seine Abhängigkeit von Hilfskrediten beenden kann. Der griechische Ministerpräsident, Alexis Tsipras, zeigte sich zuletzt optimistisch. Auch die Ratingagentur S & P hat die Bonität hinaufgestuft. Die langfristigen Verbindlichkeiten des Landes werden nun mit der Kategorie „B“ nach zuvor „B-“ bewertet. Zwar entspricht dies noch immer einem Ramschstatus, aber die Ratingagentur schließt eine baldige weitere Aufwertung nicht aus.
Anders beurteilt die Lage das Centrum für Europäische Politik. Dessen Experten sehen Griechenland „nach wie vor nicht kreditfähig“. Begründet wird dies mit einer zu hohen Konsumquote von 112 Prozent des verfügbaren Eigentums und der mangelnden Attraktivität für ausländische Investoren.
Schon in den nächsten Monaten wird das Land Anleihen auf den Märkten platzieren. Allein bis Ende 2019 muss Athen 28 Mrd. Euro zur Schuldentilgung aufbringen. (ag./wb)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.01.2018)