Jacob Rees-Mogg, der Gentleman, der Theresa May stürzen wollte

Populär bei konservativer Basis: Jacob Rees-Mogg könnte Urwahl zum Tory-Führer gewinnen.
Populär bei konservativer Basis: Jacob Rees-Mogg könnte Urwahl zum Tory-Führer gewinnen.(c) APA/AFP/DANIEL LEAL-OLIVAS
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Der Hinterbänkler Jacob Rees-Mogg, eine erzkonservative Tory-Karikatur, ist Rädelsführer des Aufstands gegen Theresa May. Seit Monaten sammelt er die Truppen gegen ihre Abwahl. Seine Positionen finden Anklang bei der Basis.

"Geduld ist eine Tugend, Tugend ist eine Zier." Also sprach Jacob Rees-Mogg vor wenigen Wochen in Erwartung eines unmittelbar bevorstehenden Misstrauensvotums gegen Premierministerin Theresa May, das sich jedoch Tag um Tag hinauszögerte. Der erzkonservative Hinterbänkler, Drahtzieher des Aufstands gegen seine Parteifreundin und Anführer der EU-skeptischen „European Research Group“ innerhalb der Tories, hatte nach Mays Brexit-Deal mit Brüssel als erster ein formelles Schreiben samt Rücktrittsforderung eingereicht. Doch seine Fraktion – die stärkste und einflussreichste in der fragmentierten, vom Brexit zerrissenen Partei mit Gruppierungen wie der „Gang of Five“, den „Pizza Plotters“ oder „Team Norwegen“ – verfehlte zunächst das nötige Quorum von 48 Stimmen.

In der Nacht auf Mittwoch, als May spätabends nach einer Blitztour nach Den Haag, Berlin und Brüssel schließlich in ihren Amtssitz 10 Downing Street zurückkehrte, hatten Rees-Mogg und seine Parteigänger indessen ihre Truppen fertiggesammelt und somit die Hürde der qualifizierten Minderheit überwunden. Binnen 24 Stunden stand tatsächlich das Schicksal der Regierungschefin auf dem Spiel. Die britische Demokratie ist mitunter von einer Erbarmungslosigkeit, die selbst vor einer Margaret Thatcher im Jahr 1990 keine Ausnahme machte.

Sohn des „Times“-Chefredakteurs

Der 49-Jährige mit der Nickelbrille und dem Seitenscheitel, dem maßgeschneiderten Zweireiher und dem Habitus eines Gentleman mit Upper-Class-Manieren und näselndem Akzent, der äußerlich der Karikatur eines schmalen, hochgewachsenen Snobs entspricht und wie ein in die Jahre gekommener Nerd à la Harry Potter aus der Zeit gefallen scheint, vielfach belächelt und verhöhnt, war bereits zu Schulzeiten eingetragenes Tory-Mitglied und Thatcher-Fan. Seit dem Brexit-Votum 2016 ist er zu einer festen Größe der britischen Politik avanciert.

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