Notfallpläne für Ebola-Ausbreitung

U.S. Army soldiers from the 101st Airborne Division (Air Assault), who are earmarked for the fight against Ebola, train before their deployment to West Africa, at Fort Campbell
U.S. Army soldiers from the 101st Airborne Division (Air Assault), who are earmarked for the fight against Ebola, train before their deployment to West Africa, at Fort Campbell(c) REUTERS (HARRISON MCCLARY)
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Die EU bereitet sich auf die Evakuierung von EU-Bürgern aus den Krisengebieten und beschränkte Militäreinsätze vor. Auf Flughäfen sollen Afrika-Reisende stärker kontrolliert werden.

Wien/Brüssel. Die EU bereitet sich auf eine Eskalation der in Westafrika grassierenden Seuche Ebola vor. In einem internen Papier, das der Internetdienst „EUobserver“ am Freitag veröffentlichte, werden zahlreiche Maßnahmen bis hin zu beschränkten militärischen Einsätzen in Afrika angeführt. Sie werden derzeit gemeinsam mit Vertretern der Mitgliedstaaten beraten und sollen für den Notfall vorbereitet werden. Der Auswärtige Dienst der EU drängt zudem die 28 Regierungen, im Kampf gegen Ebola nicht länger dem Engagement der USA hinterherzuhinken.

Die EU-Kommission wollte auf Anfrage der „Presse“ nicht zu dem konkreten Papier Stellung nehmen, bestätigte aber die Vorbereitungen von weiteren Maßnahmen, die von den EU-Außenministern am 20.Oktober beraten werden sollen.

Fest steht, dass eine Evakuierung von EU-Bürgern vorbereitet wird. Personen, die sich in Afrika infizieren, sollen innerhalb von 48 Stunden in eine dafür geeignete medizinische Einrichtung in Europa ausgeflogen werden. Drei Millionen Euro stehen für den Aufbau dieses Evakuierungssystems zur Verfügung. Nicht beschlossen, aber vorbereitet wird ein möglicher Militäreinsatz in den Krisengebieten, um Sicherheit und Ordnung aufrechtzuerhalten. Die EU will auch hier den USA nicht nachstehen, deren Armee bereits in Liberia an Hilfseinsätzen beteiligt ist. Im bisher geheim gehaltenen Papier sind laut „EUobserver“ zehn Optionen aufgelistet, darunter eine Luftbrücke, Sicherheitsmaßnahmen sowie konkrete Hilfe mit technischem Equipment wie Generatoren, Fahrzeugen und Krankentransportern.

Am Freitag liefen neue Hilfslieferungen der EU für Sierra Leone, Liberia und Guinea an. Drei Boeing 747 Transportmaschinen wurden in Amsterdam mit medizinischem Material, mit Schutzkleidung, Atemschutzmasken und Hygieneartikeln beladen. Für diese Lieferungen, die in den nächsten Wochen fortgesetzt werden, stehen vier Millionen Euro zur Verfügung. „Wir sind in einem Wettlauf gegen die Zeit“, sagte die zuständige EU-Kommissarin Kristalina Georgieva. Insgesamt habe Brüssel den betroffenen Ländern bereits eine Hilfe in der Höhe von 180 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Diese Unterstützung sei erheblich, aber bei Weitem nicht ausreichend, so die Kommissarin.

Nach der Ansteckung einer Frau mit Ebola in Spanien wird außerdem eine verschärfte Kontrolle auf Flughäfen für alle Reisenden aus Westafrika vorbereitet. Das Thema soll am Dienstag beim Treffen der EU-Gesundheitsminister beraten werden. Die USA haben diese Woche bereits die Kontrollen auf den Flughäfen New York, Newark, Chicago, Washington und Atlanta verschärft. Unter anderem wird die Körpertemperatur der Reisenden aus Afrika gemessen. Außerdem müssen diese spezielle Fragebogen ausfüllen. Einige Fluggesellschaften haben ähnliche Vorsichtsmaßnahmen ergriffen. Obwohl die Austrian Airlines nicht direkt in die betroffenen Länder fliegen, wurde auch ihr Personal vorbereitet, sollte ein Passagier entsprechende Verdachtssymptome aufweisen. Zuerst wird kontrolliert, ob der Betroffene Fieber hat, und er wird befragt, ob er in den vergangenen drei Wochen in der Krisenregion gewesen sei. Falls beides zutreffen sollte, werden Maßnahmen zum Schutz der restlichen Passagiere und der Crew eingeleitet.

Impfstoff wird getestet

Neben den Notfallplänen wird intensiv an der Entwicklung eines Impfstoffs gearbeitet. Neben der klinischen Erprobung in den USA und Großbritannien haben auch in Afrika entsprechende Tests begonnen. Drei Mitarbeiter des Gesundheitswesens von Mali waren die ersten Afrikaner, denen das in den USA entwickelte Serum mit der Bezeichnung „cAd3-EBO-Z“ verabreicht wurde. Vorläufige Erkenntnisse zur Wirkung und Sicherheit des Mittels werden aber erst Ende November vorliegen, sagte Samba Sow, der Leiter des Zentrums für Impfstoffe in Bamako,

Entwarnung gab es am Freitag bei einem Krankheitsfall in Mazedonien. Ein Brite ist nach ersten Tests nicht an Ebola gestorben. In Paris gab es indessen einen neuen Verdachtsfall. (ag./wb)

AUF EINEN BLICK

Kampf gegen Ebola. Der Auswärtige Dienst der EU bereitet mehrere Maßnahmen vor, um auf eine weitere Ausbreitung der Seuche reagieren zu können. Für EU-Bürger, die sich in Afrika mit Ebola infizieren, wird ein Evakuierungssystem eingerichtet, das ihnen innerhalb von 48 Stunden eine Behandlung in einem Krankenhaus ermöglichen soll. Auch beschränkte Militäreinsätze in den Krisengebieten werden vorbereitet. Die EU will den USA nicht nachstehen, deren Armee sich bereits an Einsätzen in Liberia beteiligt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.10.2014)

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