Gründer der GSG 9 gestorben

Ulrich Wegener im Jahre 1987.
Ulrich Wegener im Jahre 1987. (c) imago/Dieter Bauer (imago stock&people)
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Ulrich Wegener führte 1977 den Sturmangriff der Elitetruppe zur Geiselbefreiung in einem Lufthansa-Jet in Somalia an.

Berlin. Der Gründer der legendären deutschen Antiterroreinheit GSG 9, Ulrich Wegener, ist tot. Wegener, zuletzt Brigadegeneral, starb bereits am 28. Dezember im Alter von 88 Jahren, wie die „Bild“-Zeitung am Mittwoch berichtete. Ein Sprecher des Bundespolizeipräsidiums in Potsdam bestätigte das vorerst nicht und sagte, zu solchen Personalien werde generell keine Auskunft gegeben.

Die GSG 9 (Grenzschutzgruppe 9) war 1972 als Spezialeinheit der Bundespolizei zur Bekämpfung von schwerster Kriminalität und Terrorismus gegründet worden. Auslöser: Im September 1972 überfiel ein palästinensisches Kommando israelische Sportler bei den Olympischen Spielen in München. Eine Befreiungsaktion der Polizei am Militärflughafen Fürstenfeldbruck scheiterte: Bei einer Schießerei und durch eine Handgranate wurden alle israelischen Geiseln getötet. Insgesamt starben elf Israelis, fünf Terroristen und ein Polizist. Kurz danach beauftragte der damalige Innenminister, Hans-Dietrich Genscher, den Verbindungsoffizier des Bundesgrenzschutzes, Ulrich Wegener, mit dem Aufbau einer Spezialeinheit ähnlich anderen (militärischen) Einheiten wie dem britischen SAS. Wegener (* in Brandenburg) war in der DDR als Dissident aufgefallen und floh 1952 in die BRD. Er heuerte bei der Polizei in Baden-Württemberg an, bewarb sich auch bei Bundeswehr und Grenzschutz (BGS) und trat diesem 1958 bei. 1959 wurde er Leutnant, diente in Bayern, im Rahmen der Nato und eben beim Innenministerium.

Der berühmteste Einsatz der GSG 9 fand im Oktober 1977 in Mogadischu (Somalia) statt, als sie unter direkter Führung Wegeners alle 91 Geiseln an Bord des von Palästinensern entführten Lufthansa-Jets Landshut unverletzt befreite. Drei der vier Terroristen starben. Später trat die GSG 9 (zuletzt laut Wegener rund 400 Mann) kaum noch in Aktion, so etwa gegen Islamisten in Deutschland und bei einer letztlich abgeblasenen Geiselbefreiung in der Sahara. 1979 gab Wegener das Kommando ab und wurde Chef des Grenzschutzkommandos West. Nach seiner Pensionierung in den 1980ern war er als Sicherheitsberater auch für fremde Regierungen tätig. (ag./wg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.01.2018)

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