Drei Journalistinnen werfen einem Duma-Abgeordneten sexuelle Belästigung vor. Die Reaktion der politischen Elite? Abwehr und Zynismus.
Moskau. Am heutigen Frauentag huldigt man in Russland dem „schwachen Geschlecht“. Frauen werden mit Blumen und Bonbons beschenkt, ins Restaurant eingeladen und für ihre „Schönheit und Klugheit, Güte und Großherzigkeit“ gerühmt, wie es auf der Glückwunschkarte eines Präsidentschaftskandidaten heißt. Der Frauentag als Tag der Frauenrechte? Mitnichten. In Russland – und auch in anderen postsowjetischen Staaten – werden an diesem Tag althergebrachte Geschlechtervorstellungen geradezu zementiert, und nicht demontiert.
Doch ausgerechnet kurz vor den alljährlichen Feierlichkeiten ist im Land eine Belästigungsdebatte aufgepoppt, nachdem sich TV-Kommentatoren über die #MeToo-Kampagne wochenlang mokiert hatten. Die Reaktionen auf die Vorwürfe gegen einen Abgeordneten geben einen Eindruck davon, wie sehr Macho-Verhalten und Sexismus im Alltag akzeptiert sind – und dass Vorwürfe der sexuellen Belästigung im besten Fall belächelt werden.