Was Osterhasen vermeintlich mit der Islamisierung der Gesellschaft zu tun haben

APA/dpa
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Eine AfD-nahe Politikerin sorgt im Internet für einen Shitstorm: Sie kritisiert, dass im Supermarkt keine Osterhasen mehr verkauft werden.

"Goldhase", "Schmunzelhase", "Traditionshase". In sozialen Medien ist eine Diskussion über den Verfall christlicher Traditionen und die vermeintliche Islamisierung der Gesellschaft infolge der Flüchtlingskrise entbrannt. Der Grund: Es würden keine "Osterhasen" mehr verkauft. Ausgelöst hatte die Debatte Erika Steinbach, eine frühere CDU-Politikerin und Unterstützerin der rechtspopulistischen AfD.

Sie hatte auf Twitter einen Kassenbeleg der Warenhauskette Karstadt veröffentlicht, auf dem der "Goldhase" von Lindt als "Traditionshase" angeführt war. "Wer mir keine Osterhasen mehr verkaufen will, der kann auch sonst auf mich verzichten." Das Argument: Mit der Bezeichnung werde Rücksicht auf andere Religionen genommen, da der Bezug zu Ostern als christlicher Feiertag entfalle.

"Nach der Jahresendfigur & und dem Wintermarkt kommt jetzt der TRADITIONSHASE???", schrieb ein Nutzer auf der Kurznachrichtenplattform. "Der Osterhase ist nicht für unsere Sünden am Kreuz gestorben, damit unsere christiliche Tradition jetz SO mit den Füßen getreten wird." Er spielte damit auch auf die Flüchtlingspolitik der deutschen Kanzlerin Angela Merkel an. In der Schusslinie der Rechten stehen aber nicht nur die Lindt-Hasen sondern auch der "Schmunzelhase" von Milka.

"Schmunzelhase" seit 1973

Was die empörten User bei ihren wütenden Kommentaren außer Acht ließen: Der Einzelhandel bezeichnet die Schokoladenfiguren bereits seit vielen Jahren so und nicht erst seit der Flüchtlingskrise. So teilte der Rewe-Konzern deutschen Medien mit, dass in seinen Supermärkten Lindt-Hasen schon seit 1992 auf der Rechnung als „Traditionshasen“ bezeichnet werden. Den Hasen gebe es seit den frühen 50er Jahren. Insofern sei die „begriffliche Reduktion“ auf „Traditionshase“ durchaus treffend.

Auch andere Schokoladen-Hersteller sind von der Bezeichnung "Osterhase" abgekehrt, um sich von der Konkurrenz abzugrenzen. Milka bezeichnet seine Schokofiguren etwa seit 1973 "Schmunzelhase". Der lila Hase war bereits vergangenes Jahr von rechten Gruppen als Beweis für den Untergang christlicher Traditionen aufgrund muslimischer Migration angeführt worden.

Milka sah sich wegen der wiederholten Anfeindungen sogar veranlasst eine offizielle Stellungnahme zu veröffentlichen, berichtet das Portal "futurezone": "Seit 1973 gibt es unseren Milka Schmunzelhasen schon und bis 1984 hatte er auch ein traditionelles goldfarbenes 'Fell'. Ab 1984 tauschte er dann dieses gegen das jetzt bekannte lila 'Outfit'", teilte Milka mit.

Kritik an "pseudokonservativem Gehabe"

Die Kritik über die Empörung kam prompt: Ein Twitter-User warfen den "Osterhasen"-Verfechtern Rassismus vor. Eine andere Nutzerin scherzte über den Osterhasen als "relevanteste Figur im Neuen Testament nach Jesus". Es sei "pseudokonservatives Gehabe", so zu tun, "als ob im Zentrum des christlichen Osterfestes ein Häschen steht und nicht die Erinnerung an das Kreuzesgeschehen", twitterte der Kirchenrechtler Hans Michael Heinig.

Übrigens: Erstmals wurde der Osterhase 1682 erwähnt. Der Medizinprofessor Georg Franck von Frankenau schilderte damals in seiner Abhandlung "De ovis paschalibus – von Oster-Eiern" den Brauch des Eier-bringenden Tieres. Es sei "eine Fabel, die man Simpeln und Kindern aufbindet".

>>> Bericht auf "Futurezone".

>>> Bericht in der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

>>> Bericht in der "Frankfurter Rundschau".

(red.)

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