WHO stellt sich auf größeren Ebola-Ausbruch im Kongo ein

Mitarbeiter eines Krankenhauses in Kinshasa desinfizieren sich gegenseitig
Mitarbeiter eines Krankenhauses in Kinshasa desinfizieren sich gegenseitigREUTERS
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Die Weltgesundheitsorganisation versucht, mit einem bisher nicht lizenzierten Impfstoff den Ausbruch der Krankheit in den Griff zu bekommen

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) befürchtet einen größeren Ausbruch des Ebola-Virus im Kongo. "Wir sind sehr besorgt und planen für alle Szenarien, das Worst-Case-Szenario eingeschlossen", sagte der stellvertretende WHO-Generaldirektor Peter Salama am Freitag in Genf. Die Organisation versucht, mit einem experimentellen Impfstoff den Ausbruch der Krankheit in den Griff zu bekommen und eine Ausbreitung in die Provinz-Hauptstadt Mbandaka an der Grenze zur Republik Kongo mit einer Million Einwohner zu verhindern. Seit dem 4. April gibt es 32 vermutete, wahrscheinliche oder bestätigte Fälle, darunter 18 Tote. Ein neuer Verdachtsfall war am Freitag aus der nordwestlich gelegenen Stadt Bikoro gemeldet worden.

 Peter Salama
Peter Salama REUTERS

Er habe mit dem kongolesischen Gesundheitsminister Oly Ilunga gesprochen, sagte Salama. Er hoffe nun innerhalb weniger Tage auf eine Genehmigung, einen von der Firma Merck entwickelten Impfstoff verwenden zu können. Dieser gilt als hocheffektiv, ist bisher aber nicht lizensiert. Zudem muss er bei Minus 60 bis Minus 80 Grad Celsius aufbewahrt werden. Der Impfstoff kann für Menschen verwendet werden, die Kontakt mit Ebola-Opfern hatten, um die Ausbreitung zu verhindern. "Dies ist eine hoch komplizierte, anspruchsvolle Operation in einem der schwierigsten Terrains der Welt", sagte Salama.

Die Ausbruchsregion liegt seinen Angaben zufolge 15 Stunden mit dem Motorrad von der nächstgelegenen Stadt entfernt und die Infrastruktur sei katastrophal. Die WHO wolle am Wochenende 20 bis 40 Experten mit dem Hubschrauber entsenden. "Das wird hart und es wird teuer sein, diesen Ausbruch zu stoppen." Normalerweise sinke die Gefahr einer Epidemie, wenn das Virus zuerst in einer abgelegenen Region auftrete, weil es so leichter isoliert werden könne. Allerdings gebe es schon jetzt Fälle in drei verschiedenen Orten, die 60 Kilometer oder mehr voneinander entfernt seien, sagte Salama. Zudem sei medizinisches Personal erkrankt, was ein möglicher Verbreitungsweg für die Erkrankung sei. Dazu komme die örtliche Kultur mit traditionellen Medizinmännern und Bestattungsriten, welche einen engen Kontakt zu den Verstorbenen vorsähen. Dies könne die Ausbreitung des Virus beschleunigen, an dem 90 Prozent der Infizierten stürben.

Eine unmittelbare Bedrohung bestand für die Stadt Mbandaka mit ihren rund eine Million Einwohnern. Aber auch die Nachbarstaaten des Kongo wurden in Alarmbereitschaft versetzt. Bei einem Ausbruch in den Jahren 2014 bis 2016 waren in Westafrika in Guinea, Sierra Leone und Liberia mehr als 11.300 Menschen gestorben. Im Nordosten des Kongo an der Grenze zu Uganda starben unterdessen nach Angaben der Vereinten Nationen 120 Menschen an einer ungeklärten Erkrankung, darunter 93 Kinder und Jugendliche. Sie litten an Blutarmut und Fieber. Die Region liegt Hunderte Kilometer von dem Gebiet des Ebola-Ausbruchs entfernt.

(APA/Reuters)

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