Aufbegehren gegen die Mafia

„Der Pate“ als Synonym für die italienische Mafia. Aktivisten wollen, dass der Handel mit Mafia-Souvenirs verboten wird.
„Der Pate“ als Synonym für die italienische Mafia. Aktivisten wollen, dass der Handel mit Mafia-Souvenirs verboten wird.Getty Images
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Die Mafia ist weit in das Alltagsleben der Italiener vorgedrungen. Was kann der Einzelne tun, um die organisierte Kriminalität zu bekämpfen?

Die Gasrechnung sei vor einiger Zeit gestiegen, er müsse das verstehen. „Aber das ist doch überall so, Amico“, sagt der kleine, etwas untersetzte Mann und macht dabei die typische Geste, die in jedem Mafia-Film dem Zuschauer zeigt, wer in dieser Szene gerade das Sagen hat: Die Handfläche nach oben, die Spitzen von Daumen, Zeige- und Mittelfinger locker aufeinanderlegt, lässt er seine Hand auf Brusthöhe vor dem Körper ein paar Mal vor- und zurückschwingen. Die übrigen Beschäftigten des Handy-Ladens in der Innenstadt Palermos gehen derweil betont beiläufig weiter ihrer Arbeit nach. „Einmal aufladen bitte, mit 20 Euro.“ Ob man hier auch nach einer Rechnung fragen sollte?

Der Kundenbetreuer tippt Zahlen in den Computer und murmelt etwas von ein wenig Geduld, das Schreiben werde nun ausgedruckt. „Nessun problema, kein Problem“, bietet sich doch so die Gelegenheit, dem realen Schauspiel in Hörweite unauffällig weiter beizuwohnen. Der Untersetzte hat seinem Gegenüber gerade betont freundschaftlich den Arm auf die Schulter gelegt, nimmt ihm, während er ihm zum Abschied einen Kuss auf die Wange gibt, die Geldscheine aus der Hand und verschwindet wieder. Nicht ohne ein: „Bis zum nächsten Mal“ in den kleinen Ladenraum zu rufen, bevor er sich auf seinen direkt vor der Türe auf dem Gehweg geparkten Roller wuchtet und davonbraust.

„Das Phänomen der Schutzgeld-Erpressung ist leider noch immer weit verbreitet, auch wenn sich in den letzten Jahren einiges verbessert hat“, sagt Daniele Marannano. Der 33-Jährige schließt die Türe zu einem Palazzo auf. „Konfisziert von der Mafia durch die Stadt Palermo“ steht auf einem Schild neben dem Eingang. Darüber prangt das Emblem des Vereins, der hier nun mietfrei und spendenfinanziert seiner Arbeit nachgeht. Der Name ist Programm: „Addiopizzo“ heißt so viel wie „Auf Wiedersehen, Schutzgeld“. Die Anti-Mafia-Bewegung setzt sich für Händler und Unternehmer ein, die sich nicht erpressen lassen wollen, die sich wehren gegen eine in der Gesellschaft fest verankerte Kultur.

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