Papst: "Tiefster Schmerz wegen Tragödien im Mittelmeer"

Der Papst beklagt das Sterben von Flüchtlingen im Mittelmeer.
Der Papst beklagt das Sterben von Flüchtlingen im Mittelmeer.APA/AFP/ANDREAS SOLARO
  • Drucken

Der Papst richtet einen Appell an die Verantwortlichen, schnell zu handeln, um weitere Flüchtlingstragödien zu vermeiden. Damit meint er wohl vor allem auch die italienische Regierung.

Papst Franziskus hat beim Angelus-Gebet am Sonntag seinen "tiefsten Schmerz" wegen der schiffbrüchigen Migranten im Mittelmeer ausgedrückt. Vor Zehntausenden Gläubigen auf dem Petersplatz sprach er mit Blick auf die jüngsten Schiffbrüche von "dramatischen Nachrichten". Die internationale Gemeinschaft rief er auf, "entschlossen und schnell zu handeln, damit sich derartige Tragödien nicht wiederholen, und die Achtung der Rechte und der Würde aller zu garantieren". Franziskus bekundete seinen "tiefsten Schmerz angesichts solcher Tragödien". Er bete für die Verschollenen und für ihre Familien.

Der Appell des Papstes scheint unter anderem an Italien gerichtet zu sein. Die italienischen Regierung aus der rechten Lega und der Fünf Sterne-Bewegung hat einen strikten Kurs in Sachen Einwanderung eingenommen und NGO-Schiffen, die Migranten im Mittelmeer retten, den Zugang zu Italiens Häfen verboten.

Schon Anfang Juli hatte Franziskus die "nutzlose Heuchelei" der Menschen kritisiert, die Migranten nicht helfen und sich "die Hände nicht schmutzig machen wollen". Flüchtlinge seien die Opfer einer Wegwerfkultur, "die weiter an die Türen der Länder mit größerem Wohlstand klopfen". Und: Es brauche "unsere Augen, unsere Hände und unsere Stimme", um Flüchtlingen und Migranten zu helfen. Denn auf die derzeitigen Herausforderungen könne einzig mit "Solidarität und Barmherzigkeit" geantwortet werden. Stattdessen herrsche aber "Stillschweigen", so Franziskus. 

Dutzende gerettet, Zukunft von EU-Mission unklar

Die libysche und die maltesische Küstenwache haben am Wochenende erneut Dutzende Migranten in Seenot aus dem Mittelmeer gerettet. Die Schiffe der italienischen Küstenwache blieben dagegen in den Häfen, wie die Deutsche Presse-Agentur erfuhr. Wie es mit der EU-Marinemission "Sophia" weitergeht, ist unklar. Die Seenotrettung durch private Helfer und EU-Schiffe in den internationalen Gewässern nahe der libyschen Küste ist weitgehend zum Erliegen gekommen. Hintergrund ist die Weigerung Italiens, von den EU-Militärschiffen geretteten Flüchtlinge an Land aufzunehmen. 

Vertreter der EU-Staaten einigten sich am Freitag in Brüssel darauf, möglichst innerhalb der kommenden fünf Wochen eine neue Strategie zum Umgang mit Migranten zu vereinbaren. Zuvor hatte der italienische "Sophia"-Einsatzführer Enrico Credendino angeordnet, dass sich alle an der Operation beteiligten Schiffe bis Montag aus dem Einsatzgebiet zurückziehen und in Häfen einlaufen sollen. Von der Einsatzzentrale in Rom war am Sonntag nicht zu erfahren, ob die Mission bis zum Ergebnis der Überprüfung wieder aufgenommen wird - und falls ja, wann.

(Ag/red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.