Fuel Dumping: Wenn Flugzeuge Tausende Liter Kerosin versprühen

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Ein Frachtjumbo versprühte wegen einer Notlandung 110.000 Liter Treibstoff über Süddeutschland. Immer wieder sorgt die Praxis für Aufregung. Wie sieht die Lage in Österreich aus?

In Deutschland ist es ein Dauerthema: Fuel Dumping. Der jüngste Fall: Ein Frachtjumbo der Luxemburger Frachtfluggesellschaft Cargolux hat über Süddeutschland 92 Tonnen Kerosin, rund 110.000 Liter, versprüht. Es sei der heurige Rekordwert gewesen, berichtet die "Welt" unter Berufung auf die deutsche Flugsicherung. Die zweithöchste Menge im heurigen Jahr seien 55 Tonnen gewesen.

Beim Start des Fluges CV794 von Luxemburg nach Singapur sei es zu Fahrwerksproblemen gekommen, berichtet die Zeitung. Der Pilot entschied sich daher zur Rückkehr. Doch der Jumbo war für den Langstreckenflug vollbetankt und damit zu schwer für die Landung. Der Pilot musste daher Treibstoff ablassen.

Das für Flugzeuge beim Start zugelassene Gewicht liegt deutlich über dem erlaubten Landegewicht, da die Maschinen bei der Landung einer enormen Belastung ausgesetzt sind. Normalerweise verringert sich die Masse des Flugzeuges durch den Treibstoffverbrauch automatisch. Im Notfall aber - problematisch wird es vor allem bei Langstreckenflügen kurz nach dem Start - muss es schnell gehen. Der Pilot lässt, insofern es das Flugzeugmodell erlaubt, über die Notablassstutzen in den Tragflächen Kerosin ab. So sollen Schäden am Fahrwerk verhindert werden. Außerdem wollen die Fluggesellschaften so Überprüfungen am Flugzeug nach der Landung vermeiden. Denn die Maschine würde für den Flugbetrieb ausfallen, was für die Airlines teuer ist.

Ein Fall pro Jahr in Österreich

Das Ablassen von Treibstoff ist nur in Ausnahmesituationen erlaubt - etwa wegen medizinischer Notfälle oder wie im geschilderten Fall wegen eines technischen Defekts, der zur Landung zwingt, heißt es bei Austrocontrol auf Anfrage der "Presse". Der Pilot muss bei der Flugsicherheitsbehörde eine Genehmigung erfragen.

Denn die internationalen Vorschriften zum Fuel Dumping sind streng: Sie sehen vor, dass Kerosin nur über möglichst dünn besiedeltem Gebiet, in mindestens 1800 Meter Höhe und bei mindestens 500 km/h Geschwindigkeit abgelassen werden darf. Der Pilot sollte nicht mehrmals über das gleiche Gebiet fliegen und kein anderes Flugzeug besprühen.

In Österreich kam es in den vergangenen Jahren jährlich einmal zu einem Treibstoffablass, sagt Austrocontrol. In Deutschland schon wesentlich öfter: Dort gibt es pro Jahr durchschnittlich 22 Fuel-Dumping-Fälle. Dabei ließen Flugzeuge im Jahr 2017 rund 580 Tonnen Treibstoff über deutschem Gebiet ab. Immer wieder stehen daher die Folgen für Umwelt und Gesundheit zur Diskussion.

Zumindest was die Auswirkungen am Boden betrifft, gab die deutsche Regierung in einem Bericht Entwarnung: Zwar enthalte Kerosin den Kraftstoff Benzol, der krebserregend sein kann. Doch nur ein kleiner Bestandteil davon komme am Boden an, ein Großteil verdampfe in der Luft.

>>> Bericht in der "Welt".

(me)

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