Autobahnbrücke in Genua eingestürzt: Salvini befürchtet etwa 30 Tote

Die Brücke stürzte in mehr als 40 Metern Höhe ein.
Die Brücke stürzte in mehr als 40 Metern Höhe ein.REUTERS
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Eine vierspurige Autobahnbrücke sackte auf einer Länge von bis zu 200 Metern in die Tiefe. Innenminister Salvini geht von etwa 30 Toten aus. Der Autobahnbetreiber betont: "Arbeiten und Gesamtzustand der Brücke wurden ständig überwacht."

Beim Einsturz einer Autobahnbrücke in Genua sind am Dienstag zahlreiche Menschen ums Leben gekommen. Laut Angaben des Verkehrsministeriums in Rom sind mindestens 22 Menschen ums Leben gekommen, fünf Menschen wurden demnach schwer verletzt hieß es am Nachmittag. Es sei zubefürchten, dass die Zahl weiter steige, sagte Vizeverkehrsminister Eduardo Rixi im Fernsehen. Mehrere Überlebende wurden laut Medienberichten aus den Trümmern geborgen.

Die vierspurige Brücke der Autobahn A10 stürzte gegen 12 Uhr in mehr als 40 Metern Höhe auf einem rund 100 Meter langen Stück ein. Zur Zeit des Unglücks regnete es in Strömen. Der Einsturz riss mehrere Fahrzeuge mit. "Zahlreiche Autos" seien zwischen den Trümmern eingequetscht, berichtete Ansa unter Berufung auf Polizeikreise.

Mehrere Lastwagen seien im Fluss Polvecera gelandet. Das Unglück könnte durch strukturelle Schwächen am Bau ausgelöst worden sein, hieß es in dem Bericht. Die Nachrichtenagentur AP meldete, dass die Feuerwehr Sorgen wegen möglicher Schäden an den Gasleitungen habe. In der Nähe der Brücke seien vorsichtshalber Häuser evakuiert worden. 

"Es war schrecklich"

Es handelt sich um den Ponte Morandi, der auch als Polcevera-Viadukt und von den Einheimischen als "Brooklyn Bridge" bezeichnet wird. Laut Feuerwehr stürzten die Trümmer auf Bahngleise. Bei dem unter der Brücke liegenden Stadtteil handelt es sich um ein von Industrie und Gewerbe geprägtes Gebiet. Die Brücke ist eine wichtige Verkehrsachse in der 850.000 Einwohner zählenden Stadt am ligurischen Meer. Das Bauwerk stammt aus den 60er Jahren und wurde 2016 renoviert.

Autobahn-Betreiber Autostrade gab an, dass das Fundament der Fahrbahn auf dem Viadukt gerade verstärkt wurde. "Die Arbeiten und der Gesamtzustand der Brücke wurden ständig überwacht", hieß es. Die Einsturzursache werde gründlich untersucht, sobald es sicher sei, die Einsturzstelle zu betreten.

Ein Mann filmte den Moment des Zusammenbruchs: "Oh mio Dio". "Oh mein Gott", hört man ihn schreien. Ein Autofahrer, der sich in der Nähe der Unglücksstelle aufhielt, erzählt dem "Corriere della Sera": "Ich habe Menschen gesehen, die in meine Richtung liefen, ohne Schuhe und völlig traumatisiert. Es war schrecklich".

Italiens Infarstrukturminister Danilo Toninelli (Fünf Sterne) sagte auf Twitter, er verfolge die "entsetzliche Tragödie" mit sehr großer Sorge. Die Regierung sei im ständigen Kontakt mit den Einsatzkräften, all seine Gedanken gelten Genua. Auch Innenminister Matteo Salvini sagte, er verfolge Minute für Minute das Geschehen. Er bedankte sich bei 200 Feuerwehrmännern, die ausgerückt sind um Menschenleben zu retten.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) drückte per Twitter sein Mitgefühl aus. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bot der italienischen Regierung Hilfe an. "Frankreich ist an der Seite Italiens" und "hält sich bereit, jede notwendige Hilfe zu leisten."

Der jüngste Einsturz ist eines der schwersten Brückenunglücke in Italien seit Jahren. Die Infrastruktur des Landes ist nach jahrelanger Wirtschaftskrise stellenweise stark überholungsbedürftig. Im März vergangenen Jahres starb ein Paar, als bei Ancona an der Adriaküste eine über eine Autobahn führende Brücke auf ihr Auto stürzte. Im Oktober 2016 wurde ein Rentner in seinem Auto auf einer Schnellstraße zwischen Mailand und Lecco von Brückenteilen tödlich getroffen.

(red./ag.)

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