Venezuelas Exodus erreicht Spanien

APA/AFP/LUIS ROBAYO
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40 Prozent der Asylanträge in Spanien wurden laut UNO von Venezolanern gestellt. Hunderttausende flohen infolge von Ölpreisverfall und Misswirtschaft aus dem lateinamerikanischen Land.

Sie fliehen vor Hunger, Elend und der wirtschaftlichen Misere: Hunderttausende Venezolaner suchen das Weite aus ihrem krisengeschüttelten Land. Die Hauptlast der 2,3 Millionen venezolanischen Flüchtlinge trifft zwar die Länder in der Region. Sie sind mit der wohl größten Flüchtlingskrise in der Geschichte Lateinamerikas zunehmend überfordert. Doch auch Spanien ist betroffen.

40 Prozent der dort gestellten Asylanträge kamen laut den Vereinten Nationen in diesem Jahr von Venezolanern. Am Freitag warnte die Organisation für Migration (IOM) vor einer Verschärfung der Lage. "Hier baut sich eine Krise auf, wie wir sie in anderen Weltregionen erlebt haben", sagte IOM-Sprecher Joel Millman in Genf. Er verwies auf jüngste fremdenfeindliche Gewalt gegen Venezolaner in Brasilien. Es seien Frühwarnzeichen, dass sich die ernste Situation in eine wahrhafte Krise ausweiten könne.

Insgesamt haben Venezolaner nach UNHCR-Angaben bis Mitte August fast 13.000 Asylgesuche in Spanien gestellt. Im gesamten vergangenen Jahr waren es 10.600 Anträge - verglichen mit nur 120 im Jahr 2014. Auch die Zahl derer, die ohne Asylantrag ein neues Leben in Spanien suchten, stieg deutlich: von gut 160.000 im Jahr 2014 auf fast 210.000 im vergangenen Jahr. Rund 90 Prozent der Venezolaner, die seit 2015 das Land verlassen haben, bleiben nach IOM-Angaben aber in der Region.

Ansturm auf Peru

Dort zeichnet sich bereits eine ähnliches Situation wie während der Flüchtlingskrise in Europa im Jahr 2016 ab. Viele Venezolaner zieht es nach Süden, nach Peru, Bolivien, Chile und Argentinien. Die ecuadorianische Regierung hat die Öffnung eines humanitären Korridors angekündigt. Flüchtende aus Venezuela sollen mit Bussen durch das südamerikanische Land zur Grenze mit Peru gebracht werden. Die Polizei solle die mehr als 800 Kilometer lange Reise der Flüchtenden vom Norden in den Süden Ecuadors unterstützen, kündigte Innenminister Mauro Toscanini an. Denn bisher versuchten viele Flüchtlinge, das Andenland zu Fuß zu durchqueren.

Peru hat bereits eine Verschärfung der Grenzkontrollen angekündigt. Damit zieht es Ecuador nach und will ab Samstag noch noch Migranten  im Besitz eines Reisepasses ins Land lassen. Nur etwa die Hälfte der in Richtung Süden aus dem Krisenland Venezuela fliehenden Menschen besitzt jedoch Pässe, die anderen haben nur Personalausweise.

Doch wenige Tage bevor die Maßnahmen in Kraft treten hat der Staat an der Pazifikküste einen Flüchtlingsansturm erlebt. In Tumbes auf der peruanischen Seite der Grenze zu Ecuador standen die Menschen Schlange an den Kontrollen, um ihre Pässe vorzulegen.

2500 Flüchtlinge pro Tag

Nach Peru kamen zuletzt pro Tag rund 2500 Venezolaner, in Spitzenzeiten mehr als 5000. Nach Angaben des Flüchtlingsbeauftragten der Regierung, Eduardo Sevilla, sind bereits 400.000 Venezolaner im Land. Es sei absehbar, dass im November die Schwelle von einer halben Million erreicht werde, sagte Sevilla am Donnerstag.

Venezuela steckt infolge von Ölpreisverfall und Misswirtschaft in einer tiefen Wirtschaftskrise. Hyperinflation, Knappheit bei Nahrungsmitteln und Medikamenten sowie Engpässe bei der Strom- und Wasserversorgung machen vielen Venezolanern zu schaffen. Am Montag war die venezolanische Währung auf einen Schlag um 96 Prozent abgewertet worden.

(APA)

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