USA: Letale Schüsse eines Videospielers

Nach einem Computerspielturnier in Jacksonville erschoss ein 24-Jähriger zwei Menschen.
Nach einem Computerspielturnier in Jacksonville erschoss ein 24-Jähriger zwei Menschen. (c) APA/AFP/GETTY IMAGES/JOE RAEDLE
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Mit einer Pistole tötete ein 24-Jähriger in Florida zwei Menschen und verletzte weitere. Der Bundesstaat hatte erst nach dem Massaker von Parkland die Waffengesetze verschärft.

New York. Und wieder Florida. Der Amoklauf an einer Schule vor sechs Monaten hat sich eingebrannt ins Gedächtnis der Einwohner des „Sunshine State“, und die Folgen sind allgegenwärtig. Vor den Kongresswahlen ist das Waffengesetz ein zentrales Thema, fast alle Wahlplakate beziehen sich auf die „MSD”, die Marjory Stoneman Douglas High School, wo ein 19-jähriger im Februar 17 Menschen getötet hat.

Am Sonntag brach in Jacksonville, der größten Stadt Floridas, prompt kurzzeitig Panik aus, als erste Meldungen eines Amoklaufs mitten im Stadtkern eintrafen. „Massenschießerei” bei dem Einkaufszentrum am St. Johns River, schrieben die Behörden auf Twitter. „Bleiben Sie dem Gebiet fern, es ist derzeit nicht sicher.” Wenig später dann die Entwarnung: Der Täter erschoss sich selbst, nachdem er zuvor zwei Menschen getötet und neun weitere verletzt hatte.

Das Massaker fand im Zuge eines Turniers des populären „Madden NFL 19”-Videospiels statt. Es handelte sich um eine Qualifikation für das Finale des Videofootball-Turniers in Las Vegas. Einige der besten Spieler des Landes hatten sich in Jacksonville eingefunden. Medienberichten zufolge war auch der Täter, der 24-jährige David Katz aus Baltimore im Bundesstaat Maryland, einer der Teilnehmer.

Kontroverse um Waffengesetz

In den USA tobt seit Jahren eine Debatte um das Waffengesetz. Viele Politiker fordern regelmäßig eine Verschärfung. Oftmals scheitern die Vorstöße am Widerstand der Waffenlobby NRA sowie dem Verweis auf die Verfassung, die den Bürgern das grundsätzliche Recht zum Waffenbesitz einräumt. Nach dem Amoklauf an der Highschool in Parkland erreichte der Streit einen neuen Höhepunkt. In Washington gingen Hunderttausende für strengere Gesetze auf die Straße.

Die nunmehrige Schießerei in Florida wiegt umso schwerer, als die Politik nach dem Massaker vom Februar durchaus reagierte und einige Gesetze abänderte. So wurde das Mindestalter für den Erwerb von Schusswaffen von 18 auf 21 Jahre angehobe. Der Besitz von sogenannten Bump Stocks, einer Vorrichtung, mit der bei halbautomatischen Gewehren eine höhere Schussfolge erzielt werden kann, wurde verboten.

Tatsächlich verwendeten sowohl der Attentäter von Parkland wie auch jener von Las Vegas, der im Oktober des Vorjahrs beim tödlichsten Amoklauf der US-Geschichte 58 Menschen erschoss und mehr als 800 verletzte, automatische Waffen. Zur aktuellen Schießerei in Jacksonville sind noch nicht alle Details bekannt. Doch soll der Videospieler eine herkömmliche Pistole verwendet haben. Das Turnier wurde live im Internet übertragen, auf dem Ausschnitt sind einzelne Schüsse mit zwischenzeitlichen Pausen zu hören. Demzufolge hätte es deutlich mehr Opfer geben können, wenn der Täter eine automatische Waffe verwendet hätte.

Floridas gefährlichste Stadt

Zum Motiv des David Katz wollten sich die Behörden zunächst nicht äußern. Auf einen terroristischer Hintergrund deutete nichts hin. Spezialteams durchsuchten die Wohnung des Täters in Baltimore. In den sozialen Medien machte die Vermutung die Runde, wonach Katz alle seine Spiele verloren und deshalb um sich geschossen habe. Die beiden Getöteten, ein 22-Jähriger aus Kalifornien und ein 27-Jähriger aus West Virginia, nahmen ebenfalls an dem Turnier teil.

Die knapp 900.000 Einwohner zählende Stadt Jacksonville hat den Ruf, die gefährlichste Stadt in Florida zu sein. Vor wenigen Wochen sorgte der Tod eines sieben Jahre alten Mädchens für Aufregung. Sie starb im Auto ihrer Eltern, als zwei verfeindete Gangs vor einem Einkaufszentrum aufeinander schossen. Mittlerweile haben die Behörden mehrere Gang-Mitglieder verhaftet.

Florida hat trotz der Verschärfung immer noch verhältnismäßig lockere Waffengesetze. Der relative Anteil der Todesopfer, die durch Schusswaffen umgekommen sind, liegt laut dem Center for Disease Control and Prevention in etwa im Durchschnitt der USA. Die meisten Toten, die auf Schussverletzungen zurückgehen, zählen je 100.000 Einwohner Alaska, Alabama und Louisiana.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.08.2018)

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