„Unesco ist die politischste Organisation der UN“

Irina Bokova
Irina BokovaDaniel Novotny
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Irina Bokova leitete acht Jahre lang die Sonderorganisation der UN. Seit dem Abgang der USA und Israels stecke die Unesco in einer finanziellen Krise. Der Klimawandel stelle die größte Gefahr für unser Weltkulturerbe dar.

Die Presse: In Ihrer Amtszeit als Unesco-Generaldirektorin erlebten Sie oft die Situation, dass sich die Politik in kulturhistorische Fragen eingemischt hat. Die Aufnahme Palästinas in die Unesco sorgte etwa für viel Wirbel. Würden Sie das heute anders machen?

Irina Bokova: Die Unesco ist die am meisten politische Organisation innerhalb der UNO. Ich sage das nicht mit einer negativen Konnotation, sondern will damit ihre Wichtigkeit hervorheben. Bei der Unesco geht es um Identität, um Kultur, um Erbe, um kulturelle Diversität. Unesco ist die „soft power“ der Vereinten Nationen. Wenn wir die Kultur, die Identität einer Person, eines Volkes anerkennen und respektieren, dann machen wir sie stark.

Eine mittelbare Folge der Palästina-Aufnahme war, dass die USA ihre Mitgliedsbeiträge eingestellt haben.

Das hatte viele negativen Auswirkungen. Andere Länder haben begonnen, ihre Beiträge an gewisse Politiken anzuknüpfen. Ich bedauere, dass es mir nicht gelungen ist, den US-Kongress zu überzeugen.

Auch Israel hat die Mitgliedsbeiträge zurückgezogen.

Ja, bis Ende des Jahres wollen beide Länder die Organisation verlassen. Ich bedauere das sehr.

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