In Liberia sucht der Staat Schiffsladungen von Bargeld aus Schweden

Viele Menschen forderten in der Hauptstadt Monrovia die Behörden zum Handeln auf.
Viele Menschen forderten in der Hauptstadt Monrovia die Behörden zum Handeln auf.APA/AFP/ZOOM DOSSO
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Mehrere Schiffscontainer voller Bargeld sollen verschwunden sein, sagen manche. Die Bevölkerung ist wütend. Der neue Präsident George Weah steht vor einer ersten Bewährungsprobe. Unter den Verdächtigen: der Sohn seiner Vorgängerin.

Können mehrere Schiffscontainer 16 Milliarden liberianischen Dollar einfach verschwinden? Ist also Bargeld im Wert von 88 Millionen Euro abhanden gekommen? Die Antwort lautet: Niemand weiß das so genau. Das Geld soll jedenfalls aus Schweden für die Zentralbank angeliefert worden sein, wurde jedoch nie registriert. Dennoch hat das mutmaßliche Fehlen des Geldes dem neu gewählten Präsidenten George Weah, ehemaliger Weltfußballer, die erste Krise eingebracht.

Denn immer mehr Menschen machen ihrem Unmut über das fehlende Geld und die etwas konfuse Kommunikation der Regierung Luft, sie fordern: "Bring back our money" ("Holt unser Geld zurück"). Tausende Liberianer gingen unter diesem Slogan letzte Woche in der Hauptstadt Monrovia auf die Straße. "Das Geld ist für unser Land, für unsere Kinder, für die Zukunft", sagte etwa Precious Williams, 43, der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir sind hier, um unser Geld zurückzuholen. Wir wollen Gerechtigkeit für unser fehlendes Geld".

Von Krisen gebeuteltes Liberia

Die fehlende Summe beträgt etwa fünf Prozent des jährlichen Bruttoinlandsprodukts von Liberia, ein Land das von internationaler Entwicklungshilfe abhängig und von zwei Bürgerkriegen schwer in Mitleidenschaft gezogen ist. Der jüngste Ebola-Ausbruch tötete zwischen 2013 und 2016 Tausende Menschen. Vier Millionen Menschen wohnen in Liberia, etwa halb so viele wie in Österreich. Die Wirtschaftsleistung beträgt aber nur ein Prozent der österreichischen. Die Regierung erklärte vor einigen Tagen, dass die frisch gedruckten Geldnoten abhanden gekommen wären - irgendwann, seitdem sie zwischen November 2017 und August diesen Jahres in zwei Häfen des Landes per Schiff angeliefert wurden.

Präsident Weah forderte die Bevölkerung in einem Radiointerview auf, ruhig zu bleiben. Jegliche Fehlhandlung in Zusammenhang mit dem Verschwinden des Geldes werde bestraft. Weah ist vor allem dank seiner Kampfansage an die Korruption im Land zum Präsidenten gewählt worden. Doch seine Kalmierungsversuche schlugen fehl. Die Demonstranten in Monrovia riefen: "George Weah, handle jetzt. Wir haben dich nicht gewählt, damit du stiehlst."

Johnson Sirleafs Sohn in Vorwüfe verstrickt

Weahs Vorgängerin, Friedensnobelpreisträgerin Ellen Johnson Sirleaf, kam ebenfalls unter Beschuss. Ihr Sohn Charles ist einer von 30 Personen, gegen die ein liberianisches Gericht Haftbefehle ausgestellt hat. Auch der ehemalige Bankgouverneur Milton Weeks ist unter den festgenommen Personen. Weeks beteuerte, er habe nichts mit dem verschwundenen Geld zu tun und werde mit den Behörden kooperieren. Von Charles Johnson Sirleaf ist keine Stellungnahme bekannt. Seine Mutter, die Ex-Präsidentin, weist die Diebstahlsgerüchte überhaupt zurück. Das sei eine "Lüge", sagt sie dem "Daily Observer". Es gebe schlicht kein verschwundenes Geld.

Die Regierung sendete unterschiedliche Signale aus. Finanzminister Samuel D. Tweh behauptete, niemand suche nach irgendwelchen Milliarden, denn es fehle kein Geld. Justizminister Frank Musa Dean wird in Medien etwa damit zitiert, dass die Behörden nie über die Lieferung informiert worden sei.

(Red./Reuters)

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