Hambacher Forst: An Gleise gekettete Demonstranten beinahe überrollt

Am Wochenende waren Tausende Demonstranten gegen den Kohleabbau in der Region Hambacher Forst unterwegs.
Am Wochenende waren Tausende Demonstranten gegen den Kohleabbau in der Region Hambacher Forst unterwegs.APA/AFP/dpa/CHRISTOPHE GATEAU
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Die Polizei transportierte in einem Triebfahrzeug mehrere in Gewahrsam genommene Personen ab. Der Lokführer konnte mit einer Notbremsung das Schlimmste verhindern.

Am Rande der Proteste im rheinischen Braunkohlerevier ist ein schwerer Unfall nur knapp verhindert worden. Ein Triebwagen hätte nahe dem Hambacher Forst beinahe zwei Demonstranten überrollt, die sich an Gleisen festgekettet hatten. Das berichtete eine Sprecherin der Polizei Montagfrüh über den Vorfall vom späten Sonntagnachmittag.

Der Lokführer habe eine Notbremsung eingeleitet. Der Triebwagen sei zehn Meter vor den Angeketteten zum Stehen gekommen, die sich gegen Einbruch der Dunkelheit dort postiert hatten.

Der Lokführer erlitt einen Schock. Die Polizei transportierte in dem vom Tagebaubetreiber RWE gemieteten Fahrzeug rund 40 Menschen, die nach der Gleisbesetzung der Hambach-Bahn in Gewahrsam genommen worden waren. Sie blieben unverletzt. Wie viele Menschen bei den Protesten festgenommen oder in Gewahrsam genommen wurden, konnte die Polizei am Montagmorgen noch nicht sagen.

Anzeigen gegen 400 Aktivisten

Bei der neuen Protestwelle gegen den Braunkohleabbau in Nordrhein-Westfalen hat die deutsche Polizei nach eigenen Angaben Strafanzeigen gegen insgesamt 400 Aktivisten eingebracht. Die Staatsanwaltschaft Aachen habe Ermittlungen wegen Landfriedensbruch eingeleitet, erklärte die Polizei Aachen am Samstagabend.

Zuvor hatten demnach etwa 250 Umweltaktivisten versucht, in den rheinischen Braunkohletagebau Inden vorzudringen. Auf dem Gelände des Tagebaus Hambach besetzen 18 Kohlegegner zwischenzeitlich einen Bagger. Nach Angaben des Aktionsbündnisses "Ende Gelände" beteiligten sich rund 6500 Aktivisten an den Protesten.

4000 Menschen besetzten demnach die Gleise der Hambachbahn, welche die RWE-Kraftwerke in Niederaußem, Frimmersdorf und Neurath mit Braunkohle aus Hambach versorgt. Die Polizei berichtete von rund 2000 Aktivisten auf den Bahngleisen.

Aufgrund der Demonstration musste die Autobahn A4 zwischen Kerpen und Düren zeitweise gesperrt werden. Auch auf der Landstraße zwischen Kerpen-Buir und Morschenich kam es zu einer Sitzblockade.

Mit seinen bis Montag geplanten Protestaktionen will das Bündnis "Ende Gelände" zum wiederholten Mal im rheinischen Tagebaugebiet Front gegen die Kohleverstromung machen. Es fordert einen "sofortigen Kohleausstieg" und will ein "Zeichen für Klimagerechtigkeit" setzen. "RWE und die Regierung klammern sich an eine zerstörerische Technologie von gestern", erklärte eine Sprecherin von "Ende Gelände".

(APA/dpa)

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