Interpol wählt Südkoreaner - und nicht Russen - zu neuem Chef

Der Südkoreaner Kim Jong-yang wird neuer Präsident der internationalen Polizeibehörde Interpol. Er stach damit in letzter Minute den Favoriten, den russischen Kandidaten Prokoptschuk, aus.

Der Südkoreaner Kim Jong-yang wird neuer Präsident der internationalen Polizeibehörde Interpol. Wie Interpol am Mittwoch auf Twitter mitteilte, wurde der Südkoreaner in Dubai von den Delegierten der Mitgliedsländer für zwei Jahre in das Amt gewählt. Er setzte sich damit gegen den bisherigen Vize-Interpol-Chef Alexander Prokoptschuk aus Russland durch, der als Favorit für den Posten galt.

Die Wahl war im Vorfeld von einem erbitterten Streit überschattet worden. US-Senatoren, aber auch die Ukraine und Litauen hatten zuvor vor der Wahl des russischen Bewerbers Alexander Prokoptschuk gewarnt. Er ist seit 2016 Vizepräsident der Polizeiorganisation. Russland warf den USA vor, die Abstimmung beeinflussen zu wollen.

Die Abstimmung erfolgte geheim. Ob Österreich am Mittwoch für den russischen Kandidaten gestimmt hat, war vorerst unklar. "Die Stimme Österreichs wird nach sorgfältiger Abwägung der Qualifikationen der Kandidaten in geheimer Wahl abgegeben", hatte ein Sprecher des österreichischen Innenministeriums am Montagnachmittag gegenüber der APA erklärt. Gleichzeitig bestätigte er jedoch, dass der russische Kandidat für den Chefposten Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) bei dessen kürzlichem Besuch in Moskau vorgestellt worden sei.

Früherer Interpol-Chef in China inhaftiert

Prokoptschuks jüngerer Bruder Igor ist seit 2010 als ukrainischer Botschafter bei der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit (OSZE) in Wien tätig. Das ukrainische Außenministerium bestätigte das Verwandtschaftsverhältnis gegenüber der "Presse".

Der 57-jährige Kim hatte die Organisation übergangsweise in den vergangenen Wochen geleitet, nachdem sein Vorgänger Meng Hongwei bei einer Reise nach China verschwunden war. Die Regierung in Peking bezichtigt Meng der Korruption und leitete Ermittlungen wegen der mutmaßlichen Annahme von Schmiergeld und weiterer Gesetzesverstöße ein.

Die chinesische Führung unter Präsident Xi Jinping hat der Korruption den Kampf angesagt. In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche einst unantastbare Mitglieder der Kommunistischen Partei, der Regierung, des Militärs und Mitarbeiter staatlicher Unternehmen im Zuge der Kampagne verurteilt. Meng wurde im November 2016 Interpol-Präsident.

Interpol koordiniert die internationale Zusammenarbeit der Polizei und dient dem Austausch von Informationen, zum Beispiel über Haftbefehle.

APA/AFP/YONHAP

(APA)

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