Alk am Steuer? Schranke zu!

Symbolbild.
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Australien. Neues System verlangt Atemlufttest, um aus Parkhäusern fahren zu können. Bei über 0,5 Promille bleibt die Ausfahrt gesperrt.

Canberra/Sydney. Australier sind, so lernt man bei längeren Aufenthalten vor Ort, dem Alkohol nicht sehr abgeneigt. Sie sind zwar beim Pro-Kopf-Verbrauch an reinem Alkohol nicht unter den ärgsten Trinkern der Welt, sondern „nur“ auf Rang 31 (früher war es freilich schlimmer). Laut WHO-Bericht 2018, der sich auf Über-15-Jährige bezieht und 2016 als Bezugsjahr hat, tranken sie demnach 10,6 Liter Alkohol pro Person. Österreicher kamen auf 11,6 Liter.

Dennoch gibt es speziell in den einsamen Siedlungen des Outbacks sowie in den pulsierenden, Touristen anziehenden Städten und Regionen wie Sydney, Melbourne, der Gold Coast und anderen Party-Küstenstrichen des subtropisch/tropischen Bundesstaates Queensland ein teils heftiges Alkoholproblem – samt vieler Unfälle.

Daher wird 2019 vorerst im südlichen Bundesstaat Victoria eine neue Methode gegen Alkohol am Steuer getestet: „Alco-Gate“, ein Schrankensystem, zwingt Autofahrer, vor dem Verlassen öffentlicher Parkplätze einen Atemluft-Alkoholtest zu machen. Überschreitet der daraus errechnete Blutalkoholspiegel 0,5 Promille, bleiben Schranken und Tor zu.

Das System, das bereits in Schweden getestet worden ist, wird zunächst in einem Parkhaus mit mehr als 500 Stellplätzen in Melbourne, der Hauptstadt von Victoria, installiert. Hintergrund für das Projekt ist eine neue Verkehrskampagne gegen Alkohol am Steuer. Es soll helfen, die Verkehrstoten in Victoria (6,4 Millionen Einwohner) bis 2020 auf weniger als 200 pro Jahr zu senken. Heuer sind dort bisher 259 Menschen bei Verkehrsunfällen gestorben. 1970 starben im Vergleich dazu noch 1061 Menschen auf den Straßen allein dieses Bundesstaates.

„Das Fahren unter Alkoholeinfluss ist nach wie vor einer der größten Mörder auf unseren Straßen“, sagte Samantha Buckis, eine Expertin für Verkehrssicherheit. „Bei diesem Verfahren geht es darum, nach Technologien zu suchen, die verhindern könnten, dass Menschen für ihre Fehler mit ihrem Leben bezahlen.“

Die große Mehrheit der Menschen halte „drunk driving“ für völlig inakzeptabel. „Solche Technologien können den winzigen Prozentsatz der Menschen davon abhalten, die das Risiko weiterhin eingehen und ihr Leben oder das Leben anderer riskieren“, sagte sie in der Zeitung „The Herald Sun“.

Alkoholverbote am Strand

Die Initiative ist nicht die erste, mit der man in Australien streng gegen Alkoholsünder vorgehen will. 2016 etwa gab es eine drastische Aktion, nachdem rund 10.000 Partygäste – die meisten waren junge Rucksacktouristen aus aller Welt – Weihnachten am beliebten Coogee Beach nahe Sydney (Bundesstaat New South Wales) gefeiert hatten. Nach der Party hatten die jungen Leute nicht weniger als 15 Tonnen Müll zurückgelassen, das Gros davon Flaschen und Bierdosen, sowie ziemlich saure Einheimische. Daraufhin verbot die lokale Verwaltung kurzerhand Alkohol am Strand – und das gleich für den ganzen Sommer.

Australien (ca. 25 Millionen Einwohner) kämpft nicht nur gegen exzessives Trinken. Man hat sich noch viel mehr dem Kampf gegen das Rauchen verschrieben, etwa durch sehr hohe Zigarettenpreise: Nach einer neuerlichen Erhöhung heuer muss man für eine Packung gängiger mittelpreisiger Sorten zu (häufig) 25 Stück mit umgerechnet um die 17 Euro und mehr rechnen, das Drei- bis Vierfache im Vergleich zu Österreich.

Extreme Zigarettenpreise

Organisationen wie die Weltgesundheitsorganisation WHO begrüßen die Maßnahme. Australien führte 2012 als erstes Land einheitliche Zigarettenschachteln ein, die Bilder der schlimmen Folgen des Rauchens zeigen, etwa verfaulte Füße, Krebsgeschwüre, sogar sterbenskranke Menschen. Im bevölkerungsreichsten Staat, New South Wales, beispielsweise darf man seit 2007 in öffentlichen Gebäuden nicht mehr rauchen, seit 2009 in keinem Auto, in dem ein Kind sitzt, seit 2013 nicht mehr auf öffentlichen Spielplätzen, größeren Sportplätzen, bei Swimmingpools und Haltestellen von Öffis. Die Strafen sind drakonisch: Rauchen mit Kindern im Auto kostet 250 australische Dollar (ca. 155 Euro). (bark/wg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.12.2018)

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