Wo die meisten Sprachen gesprochen werden

Buben des Dani-Stammes in n Wamena, Papua Neuguinea
Buben des Dani-Stammes in n Wamena, Papua Neuguinea(c) Getty Images (Agung Parameswara)
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Wer Sprachenvielfalt erleben will, muss entlang des Äquators reisen. Und vor allem den Inselstaat Papua-Neuguinea besuchen.

Wie viele Sprachen spricht die Menschheit? Haargenau lässt sich das zwar nicht sagen, aber Linguisten gehen von 6500 bis 7000 Sprachen aus. Noch vor eintausend Jahren war die Sprachenvielfalt auf der Erde viel diverser – und es ist kein Geheimnis, dass sehr viele Sprachen weiterhin sehr rasch aussterben werden. Grob geschätzt werden wir im Jahr 2200 nur mehr etwa 100 Sprachen haben.

Noch ist die Diversität vorhanden, und wer besonders viele Sprachen hören möchte, müsste entlang des Äquators reisen. Denn diese Zone weist die größte Vielfalt auf, vermutlich deswegen, weil die Völker und Stämme in der Lage waren, autark leben zu können. Sie waren nicht auf den Kontakt mit anderen angewiesen, etwa was die Nahrungsbeschaffung betrifft. Südlich des Äquators liegt auch der pazifische Inselstaat Papua-Neuguinea: Hier leben in etwa so viele Menschen wie in Österreich, aber sie sprechen mehr als 830 Sprachen – diese Vielfalt ist nirgendwo sonst gegeben.

Drei Dutzend Sprachen in Gefahr

Hier haben die vielen Stämme lange Zeit isoliert voneinander und auch von äußeren Einflüssen existiert – so konnte der linguistische Reichtum erhalten bleiben. Bisweilen stammen die Sprachen nicht einmal von derselben Sprachfamilie. 830 Sprachen verteilt auf acht Millionen Menschen heißt aber auch, dass nur wenige Menschen dieselbe Muttersprache haben. Offiziell hat Papua-Neuguinea drei Nationalsprachen: Das kreolische Tok Pisin mit mehr als 120.000 Muttersprachlern aber noch mehr Sprechern, Hiri Motu sowie Englisch.

Etwas weniger, aber dennoch mehr als 700 Sprachen weist Papua-Neuguineas Nachbarland Indonesien auf. Als Amtssprache gilt das malaiische Bahasa Indonesia, weitere Sprachen sind etwa das in einigen Ecken von Sulawesi gesprochene Tae'. Etwa drei Dutzend Sprachen sind in Indonesien unmittelbar vom Aussterben bedroht.

Immerhin rund 520 Sprachen sind in Nigeria zu finden. Die am weitesten verbreitete Sprache ist Hausa, eine tschadische Sprache, gefolgt von Yoruba von der Familie der Niger-Kongo-Sprachen, sowie Igbo, das ebenfalls zu dieser Familie gehört. Indessen sprechen nur mehr einige wenige Menschen der Siedlung Loojaa (Region Balanga) die Sprache Centúúm, die zu der ausgestorbenen Sprache Jalaa zählt.

Gullah und Pennsylvania Dutch

Weiter auf der Liste mit den meisten Sprachen steht Indien (mehr als 450) sowie die USA (mehr als 420). Hier haben vor allem Einwanderer ihre eigenen Sprachen mitgebracht und zur Vielfalt beigetragen, aber die Linguistik der indigenen Bevölkerung ist freilich auch sehr divers. Ein Beispiel ist Navajo, das in der Region Arizona, New Mexico, Utah und Colorado gesprochen wird. Interessant sind auch die zahlreichen kreolischen Sprachen, etwa das Kreolisch-Französische in Louisiana – oder Gullah, das in South-Carolina und Georgia vorkommt. Pennsylvania Dutch wird vor allem von den Amishen gesprochen.

Den USA folgen auf der Sprachen-Liste China (etwa 300), Mexiko (mehr als 280) und Kamerun (etwa 280).

Die meist gesprochene Sprache

Weltweit bleibt Mandarin weiterhin die am meisten gesprochene Sprache, gefolgt von Englisch, Spanisch und Arabisch. Europa kann insgesamt mehr als 280 Sprachen aufweisen.

So verschieden all diese Sprachen auch sein mögen, sie haben auch Gemeinsamkeiten: Alle haben sie Wörter, Sätze und Verneinungen. Sie haben Fragewörter – und sie haben jeweils ein Wort für "oben" und "unten".

>>> Zur Webseite von Ethnologue: Languages of the World

(duö)

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