Hindu-Extremisten wollen Frauen von Besuch eines Schreins in Kerala abhalten.
Neu Delhi. Im Süden Indiens ist es zu schweren Zusammenstößen gekommen. Mindestens eine Person starb. Mehr als 100 Menschen, darunter 40 Polizisten, seien verletzt worden, berichtete die indische Tageszeitung „Hindustan Times“. Bei einer Kundgebung der hinduistisch-nationalistischen Bharatiya-Janata-Partei (BJP) von Premier Narendra Modi sei ein 55-jähriger Aktivist von anderen Demonstranten, die Steine warfen, getötet worden, sagte ein Polizeisprecher. Der Mann habe einen Herzinfarkt erlitten.
Proteste und Streiks in Kerala
Auslöser der Hasswelle im Bundesstaat Kerala: Am Mittwoch hatten sich erstmals zwei Frauen Zutritt zum Sabarimala-Tempel in Kerala verschafft. Unter Polizeischutz betraten sie den Tempel, zu dem Hindu-Traditionalisten trotz eines anderslautenden Gerichtsurteils Frauen im gebärfähigen Alter weiter den Einlass verwehren.
Gegen den Besuch der Frauen protestierten nun zahlreiche militante Hindus. Streiks legten am Donnerstag weite Teile von Kerala lahm. Zu den Demonstrationen aufgerufen hat ein Zusammenschluss radikaler hinduistischer Organisationen, das Sabarimala Action Committee.
Der Sabarimala-Tempel wurde anschließend einem Reinigungsritual unterzogen. Er ist einer der heiligsten Tempel der Hindus.
Das Oberste Gericht des Landes hatte im September nach einem jahrelangen Rechtsstreit das Zutrittsverbot für Frauen zwischen zehn und 50 Jahren zu dem Tempel aufgehoben. Seither versuchen Frauenaktivistinnen immer wieder, zu dem auf einem Berg gelegenen Schrein für den Gott Ayyappa zu gelangen. Sie wurden jedoch stets von Hindu-Traditionalisten gestoppt. Dabei kam es bereits im Oktober zu Zusammenstößen mit der Polizei, mehr als 2000 Menschen wurden festgenommen.
Am Dienstag hatten Hunderttausende Frauen eine kilometerlange Menschenkette durch Kerala gebildet, um der Forderung nach Zutritt zu dem Tempel Nachdruck zu verleihen. (APA)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.01.2019)