Frauen im Hindu-Tempel: Ein Toter, Verletzte und Hunderte Festnahmen

Die Behörden versuchten die Lage in den Griff zu bekommen.
Die Behörden versuchten die Lage in den Griff zu bekommen.APA/AFP/STR
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Drei Frauen hatten sich heimlich Zutritt zum indischen Sabarimala-Tempel verschafft. Das Oberste Gericht hat es erlaubt. Für Hindu-Traditionalisten ein Affront. Die Wut schlug in Gewalt um.

Der Streit um das Zutrittsrecht für Frauen im gebärfähigen Alter zu einem heiligen Hindu-Tempel im Süden Indiens eskaliert weiter: Eine dritte Frau betete laut Polizei am Donnerstagabend im Sabarimala-Tempel im Unionsstaat Kerala und sorgte damit für eine neue Provokation für Hindu-Traditionalisten.

Bei Protesten wütender Hindus wurden in den vergangenen Tagen nach Polizeiangaben fast 1400 Menschen festgenommen. Die dritte Frau, die sich Zutritt zum Sabarimala-Tempel verschaffte, stammt aus Sri Lanka. "Sie ist 47 Jahre alt und kam als Gläubige", sagte der Polizist Balram Kumar Upadhyay am Freitag der Nachrichtenagentur AFP. Die Polizei sei über den Besuch informiert gewesen und habe die Lage beobachtet. Am Freitag sei die Lage am Tempel zunächst "normal" gewesen.

Frauen unter Polizeischutz

Am Mittwoch hatten sich erstmals zwei Frauen heimlich Zutritt zu dem Tempel verschafft - und damit in mehreren Städten wütende Proteste von Hindu-Traditionalisten ausgelöst. Die beiden 42-Jährigen standen auch am Freitag weiter unter Polizeischutz.

Bei Zusammenstößen zwischen hinduistischen Fundamentalisten, der linksgerichteten Regionalregierung in Kerala und der Polizei wurden am Mittwoch und Donnerstag knapp 1370 Menschen festgenommen. Ein Mensch wurde getötet, 15 weitere verletzt. Die Polizei setzte Tränengas, Wasserwerfer und Blendgranaten ein. Nach heftiger Gewalt am Donnerstag verhängte die Polizei in den Städten Palakkad und Kasargod eine Ausgangssperre. Lokalen Medien zufolge handelte es sich bei den fundamentalistischen Hindus unter anderem um Anhänger der regierenden, hindu-nationalistischen BJP-Partei von Indiens Premierminister Narendra Modi.

Oberste Gericht erlaubt Frauen Zutritt zu Tempel

Der Sabarimala-Tempel auf einem Berg im südindischen Kerala ist einer der heiligsten Tempel der Hindus. Das Oberste Gericht Indiens hatte im September nach einem jahrelangen Rechtsstreit das Zutrittsverbot für Frauen zwischen zehn und 50 Jahren zu dem Tempel aufgehoben. Frauenaktivistinnen versuchten seither immer wieder vergeblich, zu dem Schrein für den Gott Ayyappa zu gelangen. Sie wurden jedoch stets von Hindu-Traditionalisten, darunter auch Frauen, abgehalten. Dabei kam es bereits im Oktober zu gewaltsamen Zusammenstößen mit der Polizei, mehr als 2000 Menschen wurden damals festgenommen.

In Indien ist Frauen der Zutritt zu einer kleinen Zahl von Tempeln verboten. Dem langjährigen Zutrittsverbot für den Sabarimala-Tempel liegt die nicht nur im Hinduismus verbreitete Annahme zugrunde, dass menstruierende Frauen "unrein" seien. Hinzu kommt die traditionelle Überzeugung, dass Gott Ayyappa im Zölibat lebte.

(APA/AFP)

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