Was bringt das Jahr des Schweins?

Die Ferkel in der Stadt Zhangjiakou sind geschmückt für das neue Jahr. Wer im Jahr des Schweins auf die Welt kommt, dem ist Glück bescheiden, heißt es.
Die Ferkel in der Stadt Zhangjiakou sind geschmückt für das neue Jahr. Wer im Jahr des Schweins auf die Welt kommt, dem ist Glück bescheiden, heißt es.REUTERS
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In der Nacht auf Dienstag begrüßen Chinesen weltweit das Jahr des Schweins. Abergläubische unter ihnen befragen Wahrsager, was der neue Zyklus bringt. Die Antworten variieren.

Peking. Normalerweise versprechen Schweine Glück – auch in China. Sie stehen im chinesischen Kulturkreis für Reichtum, Völle, Erfolg und Spaß. Und das Schwein feiert gern. Wenn die Chinesen in der Nacht auf Dienstag dem Mondkalender folgend das neue Jahr begrüßen, müssten sich daher eigentlich alle freuen. Doch dieses Mal ist nicht allen zum Feiern zumute.

Jedes Jahr ist im traditionellen China einem von zwölf Tieren gewidmet: Ratte, Büffel, Tiger, Hase, Drache, Schlange, Pferd, Ziege, Affe, Hahn, Hund und Schwein. In der Reihenfolge. Von den Charaktereigenschaften des Tieres leiten gläubige Chinesen ab, wie das jeweilige Jahr ausfallen wird.

Zugleich sind die Jahre auch an bestimmte Elemente gebunden, insgesamt sechs an der Zahl. In diesem Jahr fällt das Schwein mit dem Element der „Erde“ zusammen. Das werten chinesische Astrologen normalerweise als eine gute Kombination. Erde steht für Bodenständigkeit, Stabilität und Fruchtbarkeit. Und anders als ein normales Hausschwein gilt ein Erdschwein zusätzlich als flink und pfiffig. Nur mit der Sauberkeit hapert es bei ihnen. Sie wälzen sich eben noch lieber im Schlamm als ihre Verwandten auf dem Gutshof.

Traditionell wenden sich Chinesen auch gerne den Wahrsagern zu, um Prognosen für den nächsten Zyklus einzuholen. Raymond Lo in Hongkong ist einer von ihnen – und er malt ein geradezu düsteres Bild für 2019. Lo folgt der Lehre von Feng Shui, der Harmonielehre von Wind und Wasser und gilt als eine Art Meister der Vorhersagen in der chinesischen Astrologie. Jedes Jahr wird er von Medien weltweit nach den Aussichten gefragt.

Die Angst vor Unruhen

Schweine seien zwar sympathische Tiere. Und sie stünden für Frieden, Glück und Ausgeglichenheit, sagt Lo. Dennoch befürchtet er Anschläge, Terror, Rebellion, Unruhen, aber auch Erdbeben, Orkane und schwere Überschwemmungen. Die Erklärung liefert er nüchtern mit: Anders als in den Jahren üblich könnte die Erde 2019 von dem Element des Wassers dominiert werden. Das werde einen geradezu „destruktiven Zyklus“ zur Folge haben, mutmaßt Lo. Oberflächlich herrsche zwar Frieden und Einklang, dafür stehe die Erde. Doch darunter wabere es.

Das Wasser drohe die Erde zu unterhöhlen. „Es gibt eine Unterströmung heimlicher Feindseligkeit“, befürchtet Lo, sodass dem Schwein der Boden unter den Hufen gezogen werde. Es drohten Unruhen, aber auch Überschwemmungen und Regenfälle. Lo verweist auf vergangene Jahre des Erdschweins, die ebenfalls vom Element des Wassers bestimmt waren: 1959 gab es schwere Beben in Russland, Taiwan und Neuseeland, zudem Überschwemmungen in Japan und einen schlimmen Dammbruch in Frankreich.

Wer sich nicht mit den düsteren Vorhersagungen abfinden möchte, kann sich noch immer an Li Gong wenden, der in der ostchinesischen Stadt Nanjing praktizierend. Seine Einschätzung ist viel optimistischer. Das zurückliegende „Jahr des Hundes“ habe sehr viel Unruhe ins Weltgeschehen gebracht und die Wirtschaft geschwächt. Schweinejahre hingegen seien insgesamt eher glücklichere Jahre. Wirtschaftlich erwartet er sogar einen Aufschwung. Die Aktienkurse würden wieder hoch gehen.

Nur nicht zu viel essen

Einig sind sich beide Wahrsager: Wer im „Jahr des Schweins“ geboren wird, darf sich glücklich schätzen. Denn die guten Eigenschaften, die kleinen Ferkel nachgesagt werden, überwiegen: Sie sind niedlich und verspielt. Wenn sie zu großen Schweinen herangewachsen sind, gelten sie als mitfühlend, gesellig, tolerant und aufrichtig. Schweine sind überall beliebt. Nur zuweilen gelten sie als etwas allzu gutgläubig und naiv. Da Schweine aber gerne auch über sich selbst lachen können haben sie die Sympathien stets auf ihrer Seite. Und Schweine wissen zu genießen.

Der Ratschlag des Wahrsagers Li für die Feiertage, an denen im heutigen China in den meisten Familien meistens recht reichhaltig aufgetischt wird: Aufs Gewicht achten. Sonst drohe das Jahr des fetten Schweins.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.02.2019)

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