Slowenien: "Sandwich-Affäre" kostet Parlamentarier den Job

"Na Mahlzeit!", kann man da nur sagen.
"Na Mahlzeit!", kann man da nur sagen.Clemens Fabry
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Ein Politiker der regierenden Partei LMS hatte in einem Laden ein Sandwich entwendet. Er behauptet, er habe nur das Sicherheitssystem testen wollen. Nun aber wurde er zum Niederlegen seines Mandats gezwungen. Eine überzogene Strafe, meinen manche.

Dieses belegte Brot kam teuer zu stehen: Weil ein Abgeordneter der regierenden slowenischen Partei LMS in einem Geschäft ein Sandwich mitgehen ließ, musste dieser nun sein Amt niederlegen. Darij Krajčič (*1965 in Murska Sobotka nahe der Österreichischen Grenze bei Bad Radkersburg) habe eine unzulässige Tat begangen, wofür er die Verantwortung übernommen habe, sagte LMS-Fraktionschef Brane Golubović am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Ljubljana.

Laut der Regierungspartei war der Rücktritt die einzig richtige Folge, "wenn man den Werten und Prinzipien der LMS folgen will". Der zurückgetretene Sandwich-Schurke hatte sich bereits zuvor für seine Tat entschuldigt und das Sandwich noch am selben Tag, kurz nachdem er es entwendet hatte, auch nachträglich bezahlt. "Das war kein Diebstahl, das war ein gesellschaftliches Experiment", erklärte er sein Handeln kryptisch gegenüber dem Privatsender POP TV.

Sandwich-Schurke Darij Krajčič
Sandwich-Schurke Darij KrajčičLMS/mihakokole

Seine Tat hatte er am Dienstag während einer Diskussion in einem Parlamentsausschuss selbst ans Tageslicht gebracht. Während der Debatte über den Skandal mit vergammeltem polnischen Rindfleisch sprach Krajčič über das gut funktionierende slowenische Rückverfolgbarkeitssystem bei Lebensmitteln.

Die Verkäuferin kam halt nicht daher

Dabei erzählte er, wie er an eben diesem Tag in einem Geschäft ein Sandwich mitgehen ließ. Und das sei so gekommen: Nachdem er vergeblich auf die Verkäuferin gewartet hatte, habe er eben beschlossen, die Sicherheitssysteme im Laden zu testen.

"Auch dort, wo es Videoüberwachung gibt, kann was durchschlüpfen", schlussfolgerte er. "Was ich damit sagen will: Die Systeme funktionieren, aber nicht hundertprozentig."

"Politischer Puritanismus"

Während die sogenannte "Sandwich-Affäre" in Slowenien für Erheiterung sorgt, mahnte der Philosoph Boris Vezjak, dass überzogen strenge Sanktionierung solch leichter Fehltritt zu einem "unheimlichen politischen Puritanismus" führen könne. Es sei ja okay, wenn Politiker für ihre Taten die Verantwortung übernähmen. In diesem Fall sei man aber aus Angst vor einem Popularitätsverlust von Partei und Regierungschef wohl zu weit gegangen.

(APA)

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