Eine Stadt auf dem Weg zum totalen Rauchverbot

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In der niederländischen Studentenmetropole dürfte Rauchen in der Öffentlichkeit künftig soziale Ächtung nach sich ziehen.

Groningen/Den Haag. „Ich finde es gut, dass die Stadt rauchfrei werden soll. Wenn man nicht rauchen darf, tut man das auch nicht.“, meint jedenfalls der Student Hans Rispens (21), ein, wie er sagt, „Noch-Raucher“.

Er wird tatsächlich wohl aufhören müssen, wenn er in Groningen bleiben will. Denn die Metropole im Nordosten der Niederlande mit rund 230.000 Einwohnern im engeren Stadtbereich und Universitäten mit 50.000 bis 60.000 Studenten will die erste total rauchfreie Stadt im Königreich werden. Das beschloss der Groninger Stadtrat dieser Tage. Und nicht nur er allein: 26 städtische Organisationen haben auf ihren Grundstücken schon ein Rauchverbot erlassen. Darunter natürlich alle Krankenhäuser, die Unis, Schulen, Ämter. Selbst auf den Terrassen der vielen Lokale und Bars darf nicht mehr geraucht werden, in Parks auch nicht.

Eine Prise Fanatismus

„Wenn man Menschen rauchen sieht, animiert das zum Rauchen“, sagt Robert van de Graaf, der für eine rauchfreie Stadt kämpft. Vor allem Kinder müsse man schützen. Dabei geht van de Graaf indes mit einer Prise Fanatismus und Kontrollsucht vor: Er fordert die Groninger nämlich dazu auf, jede Person anzusprechen und zurechtzuweisen, die es wagt, irgendwo eine anzurauchen, selbst im Freien. Weil auf Brüche des Rauchverbots nämlich (noch) keine Strafen stehen, müsse man Raucher „überreden“, ihr Treiben in der Öffentlichkeit einzustellen. Sozialer Druck soll das regeln, so soll eine „rauchfreie Generation“ herangezogen werden. Entsprechende Plakate hängen schon in der Stadt, mit der Aufschrift „Rookvrije Generatie.“

Die Zahl der Raucher im Land sinkt seit Jahren. Laut statistischem Zentralamt raucht derzeit noch fast jeder vierte Erwachsene, vor zehn Jahren war es noch jeder Dritte, 1990 waren es über 40 Prozent. Von den Jugendlichen im Alter zwischen zwölf und 16 Jahren rauchen nach Angaben des Gesundheitsministeriums noch circa 17 Prozent der Buben und 16 Prozent der Mädchen.

Groningen will also die Avantgarde der Anti-Raucher werden. In anderen Städten wie Rotterdam, Venlo, Nimwegen und sogar Amsterdam denkt man da und dort schon nach, ob man dem Beispiel folgen solle und wolle. Stellt sich nur die Frage, ob dann auch bald wirklich alle Coffeeshops schließen müssen, wo man sich noch ein wenig Haschisch und Gras für den Rauchgenuss der anderen Art kaufen kann.

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