Front, Feinde, Sieg: TV-Kanal über Weltkrieg

Screenshot www.pobeda.tv
Screenshot www.pobeda.tv(c) pobeda.tv
  • Drucken

Der neue staatliche Sender Pobeda (Sieg) richtet sich an junge Russen und konzentriert sich auf den Zweiten Weltkrieg.

Moskau. Die Sendungen tragen Titel wie „Meine Frontlinie“, „Panzer“, „Die Schlacht von Kursk“ und „Auf Wiedersehen, Burschen!“: In Russland hat diese Woche ein neuer Fernsehsender seinen Betrieb aufgenommen, dessen Thema der Zweite Weltkrieg ist. So erklärt sich auch der – zumindest auf Deutsch – martialisch klingende Name: Pobeda – Sieg.

Am Dienstagabend drückten Veteranen des Großen Vaterländischen Krieges (so heißt der Zweite Weltkrieg in Russland) einen roten Startknopf für die Übertragung. Das Programm ist über Kabel und Satellit in ganz Russland zu empfangen.

Der neue TV-Kanal ist ein Projekt des staatlichen Ersten Kanals und wird anlässlich des 75. Gedenktages des Sieges der Sowjetunion über die Nationalsozialisten gegründet. Das große Jubiläum wird eigentlich erst im nächsten Jahr gefeiert; man plante offenbar eine Vorlaufzeit für das neue Medium ein. Ansprechen soll es vor allem ein junges Publikum. Der Krieg wird darin vor allem als erfolgreiche nationale Kraftanstrengung dargestellt. Das bestätigt der Generaldirektor des Ersten Kanals, Konstantin Ernst: „Wir wollen über den Krieg so berichten, dass sogar die jüngsten Zuseher nicht nur Bescheid wissen und sich an die Heldentaten der Vorfahren erinnern, sondern auch stolz darauf sind, dass wir deren Nachfahren sind.“

Moskau und seine Feinde

Der Kriegskanal fügt sich in die in der Ära Putins staatlich vorangetriebene Konzeption von Erinnerungskultur ein. Der Heldenmythos des Zweiten Weltkriegs fungierte als Gründungserzählung für die Sowjetunion nach 1945. Gegenwärtig nimmt er wieder einen zentralen Platz im Narrativ des Kreml über das heutige Russland und seine mutmaßlichen Feinde ein.

Geschichtspolitische Grautöne sind da selten. Ebenso bei Pobeda-TV. Außer vielleicht in den Schwarz-Weiß-Bildern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.04.2019)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.