Ist Kaffee überlebensnotwendig? Nein, finden die Schweizer

Clemens Fabry
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In der Schweiz gibt es seit dem Ersten Weltkrieg Lebensmittellager für Notfälle. Kaffee dürfte dort bald nicht mehr zu finden sein.

In der Schweiz ist man für den Ernstfall gerüstet. Nach dem Ersten Weltkrieg haben die Eidgenossen Lager für Grundnahrungsmittel eingerichtet: Dort werden Zucker, Reis, Speiseöle und Tierfutter für Notfälle wie Kriege, Naturkatastrophen oder Epidemien verwahrt. Auch Kaffee liegt auf Halde, um im Krisenfall die Bevölkerung zu versorgen. Aber vermutlich nicht mehr lange. Denn die Schweizer Regierung will die Pflichtlagerung von Kaffee abschaffen und hat am Mittwoch entsprechende Pläne vorgelegt. 

Kaffee-Importeure wie Nestlé sind zur Lagerhaltung verpflichtet. Laut dem Regierungsplan soll diese Vereinbarung Ende 2022 auslaufen. Die betroffenen Unternehmen können dann ihre Lagerbestände abbauen. Kaffee enthalte kaum Kalorien und sei nicht überlebenswichtig, so die Regierung, die sich dabei auf eine Schlussfolgerung des Bundesamtes für wirtschaftliche Landesversorgung bezieht.

Die verpflichtenden Kaffeereserven werden von 15 Unternehmen in der Schweiz abgedeckt, darunter der Lebensmittelriese Nestlé. Es liegen aktuell rund 15.300 Tonnen Kaffee auf Lager. Das soll den Bedarf der Bevölkerung im Krisenfall für drei Monate decken.

Die 8,5 Millionen Eidgenossen konsumieren rund neun Kilo Kaffee pro Kopf und Jahr.

Aber nicht alle sind mit den Bestrebungen der Regierung zufrieden. Die Genossenschaft Réservesuisse, die die Pflichtlager verwaltet, sieht die Pläne kritisch. Die Organisation sagt, dass von den 15 Unternehmen, die aktuell verpflichtend Kaffee lagern, zwölf auf jeden Fall weiter machen wollen. Außerdem seien gesundheitsfördernde Eigenschaften von Kaffee, wie Antioxidantien und Vitamine, nicht ausreichend in Betracht gezogen worden, sagt Réservesuisse und bezieht sich dabei auf Einwände einiger Unternehmen.

Die endgültige Entscheidung über die Pflichtlagerung von Kaffee soll im November getroffen werden.

>>> Zum Artikel im „Guardian"

(red.)

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