Waldbrände, Bahnstörungen, Tote: Die Hitzewelle sorgte für Ausnahmezustand von Österreich bis Frankreich.
Europa leidet unter der brütenden Hitze und deren Folgen. Die Infrastruktur war überfordert, Atomkraftwerke wurden heruntergefahren, Zugverbindungen waren beeinträchtigt. Ein Höchstwert jagte den anderen. Erst am Wochenende soll es Abkühlung geben.
In der Steiermark starb ein Kind an Dehydrierung, weil es in ein von der Sonne aufgeheiztes Auto kletterte. Der zweieinhalbjährige Bub stieg am Montag unbemerkt ins Fahrzeug am Hof seiner Familie und schlief ein. Nach Angaben der Polizei wurde er noch in ein Krankenhaus nach Graz gebracht, starb aber zwei Tage später.
In mehreren französischen Städten wurden neue Hitzerekorde registriert. In Paris maß der Wetterdienst am Donnerstag ein Allzeithoch von 42,6 Grad Celsius, im Pariser Großraum wurden sogar 43,6 Grad erreicht. Der landesweite Temperaturrekord von 46 Grad von Ende Juni wurde aber nicht geknackt. Dürre und Hitze verursachten in der Normandie und anderen Regionen Brände in Wäldern und auf Feldern.
Notre-Dame-Architekt besorgt wegen Hitzewelle
Die Notdienste der Krankenhäuser wurden in Frankreich aber bisher weniger beansprucht als im Hitzejahr 2003, in dem die Behörden rund 15.000 Todesfälle auf die hohen Temperaturen zurückführten. Zwei Atomreaktoren des staatlichen Betreibers EDF in Golfech im Südwesten des Landes wurden wegen der Hitze heruntergefahren.
Der Chefarchitekt der Pariser Kathedrale Notre-Dame, Philippe de Villeneuve, zeigte sich besorgt über mögliche Auswirkungen der hohen Temperaturen auf die im April stark beschädigte Kirche. Fugen und Mauerwerk könnten an Zusammenhalt und Qualität verlieren. Dadurch könnte das Gewölbe womöglich doch noch einstürzen, befürchtete Villeneuve.
In Belgien wurde am Donnerstag mit - jüngsten Angaben zufolge - 41,8 Grad Celsius der erst am Vortag aufgestellte nationale Rekord erneut gebrochen. Am Mittwoch war an einer Messstation erstmals seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1833 die 40-Grad-Marke überschritten worden. Vorsorglich zogen mehrere Behörden der Stadt Brüssel den Dienstschluss für ihre Mitarbeiter im Außendienst bis Freitag auf 13.00 Uhr vor.
Mehrere hunderte Schweine verendeten
Wegen der brütenden Hitze kam es zu Störungen auf den Thalys-Strecken. Der Ticketverkauf für die Hochgeschwindigkeitszüge von Brüssel Richtung Paris, Amsterdam und Köln wurde in der belgischen Hauptstadt eingestellt. Später wurde der Verkauf auf allen Strecken vorübergehend eingestellt.
Auch in den Niederlanden wurde der erst am Mittwoch aufgestellte Hitzerekord tags darauf schon wieder gebrochen. Mit 40,4 Grad war es noch mal ein halbes Grad heißer als am Mittwoch, dem bis dato heißesten Tag seit 1944.
In Middelharnis verendeten mehrere hundert Schweine, als die Klimatisierung des Stalls ausfiel. In Amsterdam wurden zahlreiche Brücken von städtischen Bediensteten mit Wasser besprengt, um zu vermeiden, dass sich ihre Metallstrukturen durch die Hitze verformen. Eine Polizeistation im Zentrum des Landes forderte Kriminelle auf, von Missetaten abzusehen, weil die Arbeit unter den Hitzebedingungen "hart" sei.
(APA/AFP)