Gran Canaria: „Du musst nur husten, und schon brennt es“

Am vierten Tag der Katastrophe, die die Behörden als „Feuersturm“ beschreiben, kam leichte Hoffnung auf.
Am vierten Tag der Katastrophe, die die Behörden als „Feuersturm“ beschreiben, kam leichte Hoffnung auf. (c) APA/AFP/DESIREE MARTIN
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Der riesige Waldbrand auf der Hauptinsel der Kanaren breitete sich am Dienstag dank schwächerer Winde nicht mehr so rasend schnell aus. Der „Feuersturm“ ist aber weiter extrem, ein Naturpark akut bedroht.

Las Palmas. „Du musst nur husten, und schon brennt es.“ So beschreibt der Forstingenieur Javier Blanco die explosive Lage im Hinterland der Kanareninsel Gran Canaria. Temperaturen von über 30 Grad, weniger als 30 Prozent Luftfeuchtigkeit und heftige Winde hatten seit Tagen die schnelle Ausbreitung eines Waldbrands im nordwestlichen Bergland der spanischen Insel begünstigt. Bis Dienstag hat das Großfeuer eine Fläche von mehr als 120 Quadratkilometern verschlungen, das entspricht etwa der Fläche von Graz.

Am vierten Tag der Katastrophe, die die Behörden als „Feuersturm“ beschreiben, kam leichte Hoffnung auf. Der Wind hatte sich abgeschwächt, das Feuer breitete sich langsamer aus. Nur: Unter Kontrolle sei das Feuer noch lang nicht, hieß es. Die Flotte der Hubschrauber und Flugzeuge, die aus der Luft den Brand bekämpft, wuchs bis Dienstag auf 21 Maschinen an, auch am Boden kam Verstärkung. Rund 1500 Mann der Feuerwehr, des Militärs und anderer Einrichtungen sind im Einsatz.

Man will vor allem verhindern, dass sich das Flammenmeer durch den berühmten Naturpark Tamadaba frisst, die wichtigste „grüne Lunge“ der Insel. Und dass das Feuer die Küste erreicht, wo Zehntausende Touristen urlauben.

Keine Gefahr für Urlauber

Gran Canaria ist nach Teneriffa die meistbesuchte kanarische Insel. Jeden Monat kommen im Schnitt 400.000 Urlauber auf die Vulkaninsel. In den Urlauberhochburgen im Süden besteht derzeit keine Gefahr, die Gegend liegt rund 20 bis 30 Kilometer Luftlinie von der Brandzone entfernt. „Wir möchten betonen, dass es bisher keine Schäden an touristischen Einrichtungen gibt“, erklärte die Inselregierung. Nur auf Ausflüge per Mietwagen ins Bergland solle man besser verzichten. Viele Bergstraßen sind ohnehin gesperrt.

Die riesigen Rauchwolken über der Insel, die zuweilen die Sonne verdunkeln, sind von den Stränden aus nicht zu übersehen. Der Wind treibt zuweilen Brandgeruch und Ascheflocken her.

Der Einsatz der Löschflugzeuge zieht Neugierige an: Sie füllen vor allem in der Bucht der im Osten liegenden Inselhauptstadt Las Palmas ihre Wassertanks auf. Menschen, die vom Hafen oder der Promenade aus die anfliegenden gelben Propellerflugzeuge beobachten, winken den Piloten zu. An Fenstern und Balkonen der Stadt wehen Bettlaken, auf denen in großen Buchstaben steht: „Gracias“ – ein Dank an die fliegenden Feuerwehrmänner.

Die Ursache des Waldbrands, der bisher schlimmste dieses sehr regenarmen Jahres in Spanien, ist unklar. Nach Angaben des kanarischen Regierungschefs, ?ngel Víctor Torres, spricht vieles dafür, dass er durch Fahrlässigkeit oder Brandstiftung ausgelöst wurde.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.08.2019)

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