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Warum Israel schneller ist als andere

Bis Mitte dieser Woche hat die israelische Verwaltung rund 16 Prozent der Bevölkerung die Impfung verabreicht.
Bis Mitte dieser Woche hat die israelische Verwaltung rund 16 Prozent der Bevölkerung die Impfung verabreicht.(c) REUTERS (AMIR COHEN)
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Die israelische Regierung zahlte doppelt so viel für den Impfstoff wie die EU und bereitete eine militärisch organisierte Logistik vor. Mittlerweile sind rund 16 Prozent der Bevölkerung geimpft.

Jerusalem. Schon tauchen Verschwörungstheorien auf, warum wohl Israel schneller als jedes anderes Land seine Bevölkerung gegen das Covid-Virus impft. Doch die Antwort ist weit weniger spektakulär, als einige glauben. Bis Mitte dieser Woche hat die israelische Verwaltung rund 16 Prozent der Bevölkerung durch einen hohen logistischen und finanziellen Aufwand die Impfung verabreicht.

Israel hat sich frühzeitig ausreichend Impfstoffe der Hersteller Pfizer/Biontech und Moderna sowie weiterer Anbieter gesichert. Pfizer lieferte bereits ab 9. Dezember, allerdings zu einem weit höheren Preis als beispielsweise für die EU. Die israelische Regierung hat laut jüngster Berichte umgerechnet 30 Euro für eine Impfdosis bezahlt, die EU zahlt 15,50 Euro. Wie Pfizer bestätigte, gibt es einen gestaffelten Preis für das Vakzin, der von der Menge und dem Lieferdatum abhänge. Die israelische Regierung sicherte dem Pharmaunternehmen außerdem zu, dass sie den Impfstoff so rasch wie möglich verabreichen und durch seine logistische Vorbereitung als Musterbeispiel für Pfizer/Biontech, Moderna und weitere Anbieter fungieren werde. Dazu haben mehrere Faktoren beigetragen: Israel hat mit einer Bevölkerung von 9,6 Millionen eine überschaubare Einwohnerzahl. Das staatliche Gesundheitssystem ist äußerst effizient. Dazu kommt, dass es ausreichend Daten zu den Patienten gibt, die zentral verwaltet werden und eine digitale Vorbereitung der Impfungen erleichtern.

Ausreichende Finanzmittel

Der israelische Staat hat sich nicht nur den Impfstoff, sondern auch die logistische Vorbereitung etwas kosten lassen. Gesundheitsminister Yuli Edelstein betonte, dass jede Chance, künftig auf weitere Lockdowns verzichten zu können, den finanziellen Aufwand rechtfertige. Der Stillstand der Wirtschaft würde mehr kosten als eine umfassende Impfstrategie. Edelstein wies auch darauf hin, dass er mit den Pharmaunternehmen vereinbart habe, rasch Daten über die Ergebnisse der Massenimpfungen auszutauschen. „Das ist eine Win-win-Situation für alle Seiten.“

Das Land hat ein militärisches Krisenmanagement, das auch im Fall der Impfung seine Stärken zeigt. In zahlreichen Impfzentren wird aktuelle rund um die Uhr das Vakzin verabreicht – pro Tag an rund 150.000 Personen. Für die Anlieferung etwa an Altenheime und andere Einrichtungen wurden spezielle Kühlbehälter in der Größe einer Pizzaschachtel entwickelt. Damit können kleinere Mengen rasch an eine der 400 Ausgabestellen transportiert werden.

Kritik gibt es indessen allerdings an der angeblichen Benachteiligung der palästinensischen Bevölkerung. Die Regierung wies zwar darauf hin, dass eigene Impfzenren in den von Palästinensern bewohnten Gebieten eingerichtet würden. Die selbstverwalteten Gebiete werden nach Informationen ihrer Verwaltung aber erst im Februar mit eigenen Impfungen im Rahmen des WHO-Programms für ärmere Regionen beginnen. Israels Gesundheitsminister Edelstein zeigt sich zur Hilfestellung bereit. Es liege im Interesse der Regierung, dass die Krankheit auch in den Autonomiegebieten rasch eingedämmt werde. (Reuters)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.01.2021)

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