Inzest: Deutscher zu sieben Jahren Haft verurteilt

Deutschland Inzestfall Memmingen
Deutschland Inzestfall Memmingen(c) EPA (Karl-josef Hildenbrand)
  • Drucken

Der 46-Jährige hat sich jahrelang an zwei seiner vier Töchter vergangen und mit einer von ihnen zwei Kinder gezeugt. Er hatte zu Beginn des Prozesses ein Teilgeständnis abgelegt.

Das Martyrium der beiden Schwestern dauerte Jahre. Immer wieder verging sich ein Vater aus dem schwäbischen Landkreis Günzburg an seinen Töchtern, eine wurde sogar mehrfach schwanger. Die jüngere Tochter war zu Beginn der Übergriffe noch minderjährig, die ältere brachte zwei Kinder von ihrem Peiniger zur Welt und erlitt eine Fehlgeburt. Nun hat das Landgericht Memmingen den 46-Jährigen zu einer Freiheitsstrafe von sieben Jahren und zwei Monaten verurteilt. Er wurde am Donnerstag des Beischlafs zwischen Verwandten in 161 Fällen und des sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen in 54 Fällen schuldig gesprochen.

Lange hatte keine der heute 21 und 24 Jahre alten Frauen es gewagt, sich gegen den Vater zu wehren. Erst als die 21-Jährige sich ein Herz fasste und ihn im vergangenen Jahr anzeigte, kam der Inzest ans Licht.

Mit dem Strafmaß schloss sich das Gericht weitgehend den Forderungen der Verteidigung an. Diese hatte eine Freiheitsstrafe von sieben Jahren gefordert, die Staatsanwaltschaft ein Jahr mehr. Ursprünglich waren rund 400 Taten angeklagt - nicht alle konnten dem Angeklagten jedoch zweifelsfrei nachgewiesen werden.

Vor allem für die jüngere Tochter sei das Urteil ein Befreiungsschlag, sagte die Vorsitzende Richterin Brigitte Grenzstein. Nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe habe die Familie mit Ablehnung und offenem Hass auf die Tochter reagiert. Vater, Mutter, Großmutter und die sechs Geschwister bezichtigten sie der Lüge. Darunter habe die junge Frau sehr gelitten. "Sie ist keine Lügnerin", stellte die Richterin klar.

Vielmehr habe der Vater mit seinem Verhalten die Familie zerbrechen lassen. Ihn beschrieb Grenzstein als "emotional verroht". In der Familie sei er der Chef gewesen - die jüngere Tochter nannte ihn laut ihrer Anwältin Beate Mendle einfach nur den "King". "Sie war die Einzige, die sich getraut hat, sich gegen den Vater zu stellen", sagte Mendle in ihrem Plädoyer.

Im Prozess hatte der 46-Jährige zunächst nur zugegeben, dass er mit der älteren Tochter Sex hatte und der Vater ihrer beiden Söhne ist. Zu diesem Zeitpunkt lag allerdings schon ein rechtsmedizinisches Gutachten vor, dass an dieser Tatsache keinen Zweifel mehr ließ. Dass er auch mit der 21-Jährigen geschlafen hatte, gestand der Familienvater erst am Donnerstag, nachdem eine Gutachterin der lernbehinderten jungen Frau attestiert hatte, die Wahrheit zu sagen. Beide Töchter traten im Prozess als Nebenklägerinnen auf.

"Es tut mir sehr leid, was passiert ist", sagte der 46-Jährige nach den Plädoyers. Die Anwältinnen der jungen Frauen werteten seine Reue jedoch als unglaubwürdig. So habe der Vater der älteren Tochter noch aus der Haft heraus gedroht - auch der kleine Bruder soll sie unter Druck gesetzt haben, damit sie die Anzeige zurücknimmt. Vor Gericht sagte die 24-Jährige schließlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit zugunsten ihres Vaters aus und sprach von einvernehmlichem Sex.

Die Mutter der jungen Frauen war der Richterin zufolge abhängig vom Vater und keine Hilfe für ihre Töchter. "Sie hat alles getan, was ihr Mann gesagt hat. Was er gesagt hat, ist in der Familie Gesetz gewesen", betonte Grenzstein. Auch durch viele Umzüge der Familie im Landkreis Günzburg war der Missbrauch lange nicht ans Licht gekommen. Gerüchte hatte es laut einer Vermieterin der Familie aber durchaus gegeben - nur niemanden, der handelte.

(Ag.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.