Echtes Modulsystem. Das Modell muss flexibel sein, damit schwächere und talentierte Schüler profitieren.
Will man ein Modulsystem einführen, muss man auch über ein solches diskutieren – und nicht über das Sitzenbleiben. Ein echtes Modulsystem muss an universitäre Praxis angelehnt sein: Was ein Schüler positiv abschließt, setzt er fort. Was er nicht besteht, wiederholt er. Kurs für Kurs, Modul für Modul. Erst wenn die Reihenfolge der Module zumindest etwas flexibler gestaltet werden kann, hält das System auch, was es verspricht: sowohl die schwachen als auch die begabteren Schüler zu fördern und zu fordern.
Denn nur, wenn nicht wie bisher alle Schüler zum selben Zeitpunkt dieselbe Leistung im selben Fach erbringen müssen, kann wirklich differenziert werden: Talentiertere haben dann die Möglichkeit, einzelne Module oder sogar die Reifeprüfung vorzuziehen; ist das System gut umgesetzt, wird sich die Debatte um das Sitzenbleiben erübrigen. Auch stärkere Spezialisierung muss möglich sein; das Kerncurriculum gehört entschlackt (siehe Lehrpläne, Seite 2). Klar muss sein: Eine AHS hat immer noch Allgemeinbildung zu vermitteln. Das Horrorszenario vieler – 16-Jährige, die z. B. keine Stunde mehr im naturwissenschaftlichen Unterricht verbringen – widerspricht dieser Idee.
Eine Folge des Modells ist umstritten: Der Klassenverband wird sich zunehmend auflösen. Die Klasse, hierzulande eine heilige Kuh, vermittelt im besten Fall Zugehörigkeit, trägt einzelne Schüler auch über Leistungstiefs mit. Tatsächlich nivellieren viele Klassen in der Oberstufe das Leistungsniveau aber auf einen (fiktiven) Durchschnitt, der weder den schlechten noch den guten Schülern gerecht wird.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.07.2011)