Rechnungshof kritisiert Begabtenförderung ohne Strategie

Bund finanziert Zentrum für Begabtenförderung und Begabungsforschung fast gänzlich, hat aber kaum Einfluss - Institut gleichzeitig Fördernehmer und -geber

Das Österreichische Zentrum für Begabtenförderung und Begabungsforschung (ÖZBF) steht in der Kritik. Weil der Bund - obwohl er es finanziert - dem Zentrum nur mangelhafte Zielvorgaben macht. Und außerdem noch nie die Wirksamkeit von dessen Maßnahmen evaluiert hat, kritisiert der Rechnungshof. Wobei diese Punkte an sich wohl eher die zuständigen Ministerien treffen sollte als das ÖZBF.

Gegründet wurde das ÖZBF mit Sitz in der Stadt Salzburg 1999 auf Initiative des Salzburger Landesschulrats-Präsidenten Gerhard Schäffer (ÖVP) als Verein - unter Zusicherung der Finanzierung des Bildungsministeriums. Später stellte auch das Wissenschaftsministerium Geld zur Verfügung. Zwischen 2010 und 2014 waren das zwischen 875.600 und 912.600 Euro pro Jahr.

Kaum Mitsprache für Ministerien

Das Konstrukt des ÖZBF findet der Rechnungshof allerdings auf mehreren Ebenen problematisch: Bis zur Statutenänderung 2012 waren die beiden Ministerien gar nicht und auch danach nur mit zwei von elf Mitgliedern im Vorstand vertreten und konnten demnach nur begrenzt Einfluss auf den Verein nehmen. Das Bildungsministerium habe außerdem vor Gründung des ÖZBF nicht überlegt, ob es dessen Aufgaben nicht auch selbst übernehmen könnte.

Es habe weder konkrete Zielvorgaben für den Verein gegeben noch ein strategisches Konzept zur institutionellen Begabungsförderung in Österreich. Was das Zentrum zurückweist: Konzept und Weißbuch zur Begabungs- und Exzellenzförderung seien auch auf der Homepeage angegeben.

Außerdem habe der Verein aus demselben Fördertopf gleichzeitig Mittel bezogen und vergeben, wobei dafür nicht die Zustimmung des Finanzministeriums eingeholt wurde. Hier habe es sich aber nur um ein Fördervolumen in der Höhe von 7000 Euro gehandelt, heißt es vom ÖZBF.

Bildungsministerium soll selbst fördern

Der RH empfiehlt, dass das Bildungsministerium künftig Förderungen für den Bereich Begabung wieder selbst vergeben soll.

Das Ministerium soll außerdem prüfen, ob ein Großteil der Aufgaben durch die Pädagogische Hochschule Salzburg übernommen werden kann, so der RH. Das ÖZBF solle künftig vor allem über Projektförderungen finanziert werden. Insgesamt soll eine Strategie zur künftigen Ausgestaltung der Begabungsförderung in Österreich - inklusive langfristiger Planung für das ÖZBF - erstellt werden.

(APA/Red.)

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