Von Trampolin bis Schultasche: 1200 Schulerlässe sollen fallen

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Wie wird ein Trampolin richtig gehandhabt? Wie schwer darf die Schultasche sein? Vorgaben dafür werden gestrichen - zunächst einmal insgesamt 57 Rundschreiben.

Wien. Viereinhalb Seiten über die richtige Handhabung des Trampolins im Turnunterricht, drei Seiten über das optimale Gewicht der Schultasche – maximal zehn bis 15 Prozent des Körpergewichts –, ein Schreiben als Aufruf zur Teilnahme an einem Physikwettbewerb, ein Schreiben aus dem Jahr 2013 zum Budgetcontrolling: Das sind einige von insgesamt 57 Rundschreiben und Erlässen, die das Bildungsressort von Minister Heinz Faßmann (ÖVP) jetzt streicht, wie die „Presse“ erfahren hat.

Als Sofortmaßnahme habe man die Vorgaben der vergangenen 15 Jahre überprüft, heißt es aus dem Büro des neuen Bildungsministers. Überholte oder veraltete Erlässe und Rundschreiben werden nun außer Kraft gesetzt.

Ein Teil davon betrifft Vorgaben zu Ressourcen und Infrastruktur, die nicht mehr den aktuellen Erfordernissen entsprechen, bei einem Teil geht es um Pädagogik, bei einem dritten um Informationserlässe wie den zum Physikwettbewerb, die zukünftig für Schulleiter und Lehrer auf einem Informationsportal online abrufbar sein sollen.

Die Streichung der 57 Schreiben soll allerdings nur einmal ein erster Schritt sein. Man gehe davon aus, dass im ganzen Schulsystem insgesamt mehr als 1200 Erlässe und Rundschreiben außer Kraft gesetzt werden können, heißt es aus dem Ministerbüro.

Teilweise sind die Streichungen auch wegen Neuerungen in der Schule möglich: Manche Vorgaben sind wegen der erweiterten Schulautonomie nicht mehr notwendig. Andere sollen fallen, weil die Landesschulräte nun zu Bildungsdirektionen umgemodelt werden und man laut dem Ministerium übersichtlichere Strukturen finden könnte. Ziel dieser sogenannten „Verwaltungsvereinfachungsinitiative“ ist es, die Schulen von unnötiger Bürokratie zu entlasten und Verwaltungsabläufe zu vereinfachen.

Auch Wien streicht

Zuletzt hatte auch der Wiener Stadtschulrat seine Erlässe durchforstet und davon mehr als 500 gestrichen, das war ein Viertel aller rund 2000. Diese reichten von jahrzehntealten Schreiben über die Verwendung von transportablen Kleinfeldtoren fürs Fußballspiel bis zum Umgang mit Tierpräparaten und der Liebe zur Natur, zu der Lehrer die Schüler anhalten sollten. (beba)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.01.2018)

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