Deutschland. Beratung in Bremen, Gefängnis in Sachsen.
Wien/Ewi. Circa 300.000 Schüler schwänzen in Deutschland regelmäßig den Unterricht. Diese Zahl beruht auf Schätzungen der Kultusministerien sowie der Lehrergewerkschaft „Erziehung und Wissenschaft“. Tendenz, so die Erziehungswissenschaftler, steigend.
Laut einer Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Fernbleiben von der Schule und kriminellen Handlungen. Je höher die Schulabsenzen sind, desto häufiger scheinen in späteren Jahren bei den Betroffenen Gewaltdelikte auf. Kinder aus Patchworkfamilien sollen nach der Studie eine besondere Risikogruppe darstellen. Die deutschen Bundesländer gehen unterschiedlich dagegen vor: In Nordrhein-Westfalen wird der Schüler zuerst ermahnt, dann folgt eine schriftliche Mahnung, zuletzt der Schulverweis. In Sachsen und Thüringen setzt man bei hartnäckigen Schulschwänzern auf Geldstrafen (bis zu 1500 Euro, fünf Euro beim erstmaligen Fernbleiben), in Sachsen ist auch eine Arreststrafe möglich.
Anders in Niedersachsen und Bremen: Hier versucht man, Schulverweigerer durch Programme zu motivieren, dazu sind auch regionale Beratungszentren eingerichtet. Nach der Statistik ist das Fernbleiben vom Unterricht vor allem in den deutschen Hauptschulen, Realschulen und Gesamtschulen verbreitet, am wenigsten in den Gymnasien.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.02.2012)