Integration. Deutsch ist ein Muss. Aber: Auch die muttersprachliche Förderung von Migranten ist enorm wichtig.
Die Bildungsverlierer schlechthin sind hierzulande die Migranten. Dabei beweisen Studien, wie jene der PH Vorarlberg, an der mehr als 2000 Schüler teilnahmen, dass sich Migranten hohe Bildungsziele stecken. Viele scheiden dennoch schon früh aus dem Bildungssystem aus.
Lösungsansätze gäbe es dafür. Das zeigt das kanadische System. Hier bedeutet Integration nicht, die eigene Herkunft hinter sich zu lassen, im Gegenteil: Die Muttersprache gilt als Grundlage. Wer die beherrscht, kann später gut Englisch sprechen. Das beweist, dass geglückte Integration nur dann möglich ist, wenn man hierzulande vom bisherigen Weg abweicht. Hitzige Diskussionen um Türkisch als zweite lebende Fremdsprache etwa müssten dann der Vergangenheit angehören.
Klar ist aber, dass dem Erwerb der deutschen Sprache ein besonderer Wert zukommen muss. Damit Migranten nicht bereits mit großen sprachlichen Rückständen in die Schule kommen, ist der vorschulische Spracherwerb wichtig. Das verpflichtende Kindergartenjahr ist dabei ein Schritt in die richtige Richtung. Allerdings ein zu kleiner, solange dabei keine Pädagogen mit spezifischer Sprachausbildung eingesetzt werden.
Auch in der Schule muss bei Deutschdefiziten noch rascher gegengesteuert werden. Es braucht Intensivkurse und begleitende Förderung. Dem Irrglauben, dass das Germanisten erfüllen könnten, darf man nicht erliegen. Was es braucht, sind speziell ausgebildete Lehrer, die Deutsch als Zweitsprache vermitteln. Im Idealfall sollten derartige Zusatzqualifikationen zur Regel werden.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.07.2011)