Plagiats-Jäger Weber kritisiert Software – und gibt Tipps zum richtigen Abschreiben.
WIEN (apa). Österreichs Universitäten verschärfen ihren Kampf gegen gefälschte wissenschaftliche Abschlussarbeiten: Zehn der 21 Hochschulen setzen mittlerweile spezielle Software gegen die sogenannten Plagiate ein, fünf davon sogar flächendeckend. Weitere sieben Unis planen die Anschaffung.
Die Software vergleicht Diplomarbeiten und Dissertationen mit bereits veröffentlichten wissenschaftlichen Texten und anderen Internetquellen wie dem Onlinelexikon Wikipedia.Auch die Universität Wien sowie die Veterinärmedizinische Uni und die Wirtschaftsuni verwenden die Computerprogramme regelmäßig.
Der Anlass für den Einsatz der Software: In den vergangenen Jahren haben Plagiatsfälle an österreichischen Unis immer wieder für negative Schlagzeilen gesorgt.
Der Medienwissenschaftler Stefan Weber – bekannt als „Plagiatsjäger“ – befürchtet, dass sich daran dennoch so schnell nichts ändern wird. Für ihn ist Plagiatssoftware „Augenauswischerei“, mit der sich lediglich gutes Geld machen lasse.
Mit seiner Kritik liefert Weber all jenen, die selbst ein Plagiat verfassen wollen, jede Menge hilfreicher Tipps frei Haus. Etwa: „Wenn man nur jedes vierte Wort durch ein Synonym ersetzt, kann man die Software austricksen.“ Denn die schlage nur bei Texten Alarm, die wirklich wortident auch im Internet vorliegen.
Wer fremdsprachige Arbeiten übersetzt und einfach übernimmt, könne derzeit ebenfalls nicht erwischt werden. Auch die Vernetzung der Unis funktioniere nicht, sagt Weber. „Ich kann von Diplomarbeiten anderer Unis abschreiben, ohne dass die Software es erkennt.“ Wer betrügen wolle, schaffe das also immer.
Agentur gegen Plagiate geplant
Weber fordert daher eine neue „Kultur der Ehrlichkeit“ auf Österreichs Hochschulen. „Die Diplomarbeit ist zur lieblosen Fingerübung verkommen, und diese Einstellung kann nur durch die Betreuer verändert werden.“
Die Unis wollen den Plagiaten unterdessen auch mit einer unabhängigen Prüfstelle zu Leibe rücken. Die „Agentur für wissenschaftliche Integrität“ soll noch im November vorgestellt werden.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.11.2008)