Hahn lenkt im Uni-Streit ein

HOCHSCHULDIALOG. Jetzt soll ein gesellschaftspolitischer Grundkonsens über die Rolle der Universitäten und Hochschulen erarbeitet werden.

WIEN (ros/ewi). „Eine kontroversielle Diskussion, da und dort Gemeinsamkeiten.“ Nach der ersten kurzen Charakterisierung des von ihm einberufenen Hochschuldialogs wird Wissenschaftsminister Johannes Hahn konkreter. Das gut dreistündige Forum am Mittwoch, an dem etwa 70 Personen teilgenommen haben, sei „Auftakt einer intensiven Arbeits- und Diskussionsphase“. Im Juni 2010 soll als Ergebnis ein Konsens auf breiter gesellschaftlicher Basis vorliegen, in welche Richtung sich der tertiäre Sektor entwickeln soll.

Folgende konkrete Maßnahmen wird Hahn schon jetzt einleiten:
•Für die bereits zugesagten 34 Millionen Euro sollen bis 15. Jänner die Unis sagen, wo im Lehrbetrieb die dringendsten Verbesserungen notwendig sind. Weitere 34 Millionen gibt es aus dem Konjunkturpaket für die Uni-Forschung.
•Bessere Studienberatung (dafür eine Million Euro jährlich).
•Gründung von ein bis zwei Lehrstühlen für Hochschul- und Bildungsforschung.
•Einsetzung von fünf Arbeitsforen: gesellschaftlicher Auftrag des tertiären Sektors, koordinierte Entwicklung des tertiären Sektors; Bachelor/Masterstruktur; Hochschulzugang; Ressourcen und Finanzierung.

Im Dezember sollen die Arbeitsgruppen zum ersten Mal zusammentreten und im Frühjahr vor einem neuerlichen Hochschuldialog Bericht erstatten.

Weiter Kritik der Studenten

„Wir sind die neue BildungsministerIn“, verkündeten die Audimax-Besetzer nach Ende des Hochschuldialogs ironisch. Dass die drei dafür ausgewählten Studenten keine ernsthaften Verhandlungen erwartet hatten, hatten sie schon im Vorfeld klargemacht. Flankiert von Clowns und Fans zogen sie mit Sonnenbrillen auf der Nase zum Uni-Dialog. Inhaltlich fühlten sie sich bei der Mammutkonferenz nicht ernst genommen: „Es wird nur über Geld geredet, die Bildung wird völlig ausgeklammert.“ Die „einseitigen Impulsreferate“ hätten zu keinerlei Ergebnis geführt.

Für die Besetzer ist völlig unklar, wie es weitergehen soll. Die Studenten kritisieren Hahns Arbeitsgruppen scharf. Sie fühlen sich unterrepräsentiert in Teams, die Hahn mit Vertretern aller Interessengruppen besetzen will. Als „bodenlose Frechheit“ bezeichnete ÖH-Chefin Sigrid Maurer die Entwicklung des Dialogs. Die ÖH setzte Hahn nun ein Ultimatum: Bis Sonntag soll feststehen, wie die Arbeitsgruppen aussehen, sonst nimmt die ÖH nicht teil. Meinung, Seite 27

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.11.2009)

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