Auf Straße, Schiene und in der Luft

Der Autoverkehr stößt in der Stadt an seine Grenzen. Neue Verkehrskonzepte sind gefragt.
Der Autoverkehr stößt in der Stadt an seine Grenzen. Neue Verkehrskonzepte sind gefragt. (c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Verkehr. Wie wir uns künftig fortbewegen werden und können, beschäftigt nicht nur die aktuelle Politik. Auch die Hochschulen befassen sich mit Themen rund um Bahn, Flugzeug und Auto.

Bei den aktuellen Planungs- und Ausbauvorhaben handelt es sich großteils um Netzoptimierungen. Das Tempo dieser Angleichung an einheitliche europäische Standards ist aber aufgrund der dafür verfügbaren Budgets viel zu niedrig, und sie zielen klarerweise nicht nur auf europäische Interessen ab“, sagt Otfried Knoll. Er spricht als Studiengangsleiter und Leiter des Departments Bahntechnologie und Mobilität an der FH Sankt Pölten nicht von Plänen rund ums Auto, sondern vom Bahnverkehr. Auf dem Weg hin zu einem auch aus Kundensicht einheitlichen europäischen Bahnnetz müsse sich die rein unternehmensbezogene Sicht der Dinge ändern. Ein Turnaround hin zu tatsächlich nachhaltiger Mobilität müsse alle realen und möglichst viele mentale Zugangsbarrieren abbauen. Das Thema Bahntechnologie und Mobilität, das als Bachelor- und Masterstudium einzigartig im deutschsprachigen Raum angeboten wird, will nicht nur Wissen für künftige Entscheidungsträger vermitteln, sondern auch praktische Anwendungen trainieren. Die Studierenden „arbeiten an realitätsbezogenen Projekten und Praktika, besonders Begabte sind auch im departmenteigenen Forschungsinstitut angestellt“, sagt Knoll.

Staus in der Luft

Während der Schienenverkehr vor allem in den Ballungsräumen an die Grenzen der Netzkapazitäten stößt, hat auch die Luftfahrt mit Wachstumsraten zwischen fünf und sechs Prozent zu rechnen: „Berücksichtigt man, dass aktuell rund 3,3 Milliarden Passagiere jährlich fliegen, auf der Erde aber rund 7,7 Milliarden Menschen leben, wird das noch enorme Wachstumspotenzial der zivilen Verkehrsfliegerei deutlich“, sagt Holger Friemelt, Instituts- und Studiengangsleiter für Luftfahrt/Aviation an der FH Joanneum. Sicherheit, Reduzierung der Umweltbelastungen und intelligente Flugführung seien die Zukunftsthemen. „In manchen Bereichen des Luftraumes, zum Beispiel um Flughäfen oder aber auf den Hauptstrecken über den Atlantik, wird bereits heute der Platz knapp und es kann zu Staus kommen.“ Die Bachelor- und Masterstudiengänge nehmen darauf insofern Rücksicht, dass sie das Flugzeug als Gesamtsystem in all seinen Aspekten und im Zusammenspiel mit anderen Flugzeugen und der Bodeninfrastruktur betrachten. „In den Curricula der drei Studiengänge wird genau auf diesen Mix großen Wert gelegt“, erläutert Friemelt. Neben den Studiengängen Luftfahrt/Aviation bietet die FH Joanneum den Masterlehrgang Luftverkehrsmanagement an.

Weniger Autos in der Stadt

Und die Zukunft des Autos? „Im innerstädtischen Bereich ist mit einer Reduktion des Individualverkehrs zugunsten des öffentlichen Verkehrs zu rechnen. Im Zehnjahreshorizont gehe ich davon aus, dass Zutritte in innerstädtische Bereiche über Besteuerung geregelt werden und der motorisierte Individualverkehr auch dadurch zurückgehen wird“, sagte Hermann Steffan, Leiter des Instituts für Fahrzeugsicherheit an der TU Graz – bereits vor dem Vorstoß der Wiener Vizebürgermeisterin. Auch Themen der aktiven Sicherheit würden immer bedeutsamer. Die TU Graz bietet im Rahmen der tertiären Weiterbildung zwei berufsbegleitende Universitätslehrgänge zu diesen Themen. Traffic Accident Research bildet Experten in den Bereichen Unfallrekonstruktion, Unfallaufnahme, Unfallforschung und Fahrzeugsicherheit aus und richtet sich an alle Interessierten, die sich im Bereich der Fahrzeugtechnik und -sicherheit spezialisieren möchten. Im Lehrgang Traffic Accident Research – Aviation Safety stehen Flugzeugtechnik, Elektronik, Umweltbedingungen und menschliche Faktoren in der Luftfahrt im Mittelpunkt.

Fachbereiche integrieren

An der FH Technikum Wien läuft gerade der Bachelorstudiengang Verkehr und Umwelt aus und wird künftig in anderen Programmen aufgehen. Mobilität ist aber bereits jetzt im Masterstudiengang Integrative Stadtentwicklung – Smart City ein Thema: „Verkehrsplanung muss künftig viel stärker in Stadt- und Raumplanung eingebunden werden. Die einzelnen Fachbereiche müssen zusammenspielen, um Mobilität für alle sicherstellen zu können“, sagt Studiengangsleiter Harald Wahl. Der Studiengang vereinbart drei technische Domänen: Informationstechnologie, Energie und Mobilität. Davon profitieren auch die Studierenden, denn „künftige Projekte in diesem Bereich werden nur mehr interdisziplinär zu bewältigen sein“, sagt Wahl.

Umtriebig in Sachen Verkehr ist man auch an der TU Wien, selbst wenn es dort kein eigenes Studium dafür gibt. Das Institut für Verkehrswissenschaften der TU Wien ist an der Fakultät für Bauingenieurwesen angesiedelt. Die drei Forschungsbereiche Verkehrsplanung, Eisenbahnwesen sowie Straßenwesen finden entsprechend in Form von Speziallehrveranstaltungen in das Bauingenieur-Curriculum Eingang.

Web:www.technikum-wien.at

www.fh-joanneum.at,

www.tugraz.at, www.fhstp.ac.at,

www.tu-wien.ac.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.06.2018)

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