SPÖ stimmt gegen Notfallparagraf an der WU

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UniZugang SPoe gegen Notfallparagraf(c) APA (HARALD SCHNEIDER)
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Die SPÖ will der Wirtschaftsuni nicht erlauben, Aufnahmetests für künftige Studenten einzuführen. Der Notfallparagraf komme nicht zum Tragen. Rektor Badelt ist erbost.

Wenn eine Studienrichtung, für die in Deutschland der Numerus Clausus gilt, in Österreich "gestürmt" wird, dürfen durch den Notfallparagrafen Zugangsbeschränkungen eingeführt werden. Die Wirtschaftsuniversität Wien hoffte auf diese Regelung. Sie wird jedoch auch weiter ohne Aufnahmetest oder ähnliches auskommen müssen, denn der Antrag wurde am Donnerstag abgelehnt, wie SP-Bildungssprecherin Andrea Kunzl gegenüber der "Presse" sagte. Sie verweist auf ein Rechtsgutachten, das der Sicht der Wirtschaftsuni widerspricht. Diese sieht ihre Studien als einzigartig an und wollte daher im Alleingang Beschränkungen einführen. Normalerweise müssen sich alle Unis, die ein betreffendes Studium anbieten, darauf einigen, den Notfallparagraf zu aktivieren.

Rektor Christoph Badelts Plan zufolge sollten künftig nur noch 2050 Personen ein Bachelor-Studium an der WU beginnen dürfen, das ist der Durchschnitt der prüfungsaktiven Studenten der vergangenen Jahre. Wobei prüfungsaktiv bedeutet, dass sie im ersten Studienjahr vier Scheine erworben haben - der Studienplan sieht 15 Scheine im ersten Jahr vor. Badelt übt scharfe Kritik an der SPÖ, die dem Antrag nicht zustimmen will. Heuer rechnet die WU mit 7000 Anfängern. "Wir haben eine enorm große Zahl an Studienanfängern, die ganz wenig Prüfungen machen und wo die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihr Studium abschließen, extrem niedrig ist, die aber die Kapazitäten total blockieren", so Badelt.

Viermal mehr Anfänger als Uni-Kapazität

Badelt betonte, dass die WU nach den Leistungsvereinbarungen eine Kapazität in den Bachelorstudien von knapp 1300 Plätzen im Studienjahr habe. Da stecke "kein Luxus dahinter", vielmehr würde diese Kapazität in der Studieneingangsphase Lehrveranstaltungsgrößen von durchschnittlich fast 300 Studierenden bedeuten. Tatsächlich liege die Zahl der Studienanfänger im Schnitt der letzten Jahre bei 5268, im Studienjahr 2008/09 seien es schon über 6000 gewesen und heuer würden es sicher über 7.000. "Das heißt, dass die Zahl der Anfänger schon mehr als vier Mal so groß ist als die Kapazitäten", so Badelt.

"In einer solchen Situation einer Universität keinen geregelten Zugang zu geben, ihr aber gleichzeitig zu verbieten, in der Studieneingangsphase nach Kapazitäten zu prüfen, ist nicht nur die Quadratur des Kreises, sondern Zynismus", kritisiert der Rektor. Es sei nicht so, dass sich die WU Beschränkungen wünsche, "wir haben sie schon aufgrund der beschränkten Kapazitäten".

"WU als Elite-Universität"

SP-Wissenschaftssprecherin Andrea Kuntzl kritisierte den Antrag: "Das Rektorat will offensichtlich aus der WU-Wien eine Elite-Universität machen - was klar ihrem öffentlichen Auftrag widerspricht und zulasten anderer Unis gehen würde." Diese Haltung versteht Badelt nicht: "Nichts zu tun heißt, den Zynismus zum System zu erklären, dass wir jetzt schon über 80 Prozent der Studierenden hinausprüfen müssen. Es kann doch nicht sein, dass sich die SPÖ rühmt, den Hochschulzugang frei zu halten und die Unis dann die Aufgabe haben, vier von fünf wieder hinauszuprüfen." Die Bundesregierung fordert der Rektor auf, nicht länger den Kopf in den Sand zu stecken. Mit mehr Geld könnte man die Situation sicher etwas lindern, "aber das Auseinanderklaffen ist so dramatisch, dass es ohne geregelten Zugang nicht gehen wird".

(Red./APA)

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