Mehr Plätze: Fachhochschulen wollen, dass der Kanzler eingreift

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der aktuelle Entwicklungsplan für die Fachhochschulen läuft am Freitag ab. Die FH drängen auf Zusagen: "Wir wissen nicht, wie es weitergeht."

Die Vorlage eines neuen Fachhochschul-Entwicklungsplans mit mehr Plätzen und einer erhöhten Förderung pro Studienplatz verlangt die Fachhochschul-Konferenz (FHK) von Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP). Der aktuelle Plan laufe am Freitag ab, so FHK-Präsident Raimund Ribitsch bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. Faßmann kündigte bei einem anderen Termin das neue Regelwerk für nächstes Jahr an.

Im FH-Entwicklungs- und Finanzierungsplan sind unter anderem die Zahl der Studienplätze sowie deren Ausbaupfad sowie deren Finanzierung festgelegt. Derzeit studieren rund 51.500 Personen in 456 Studiengängen an den 21 FH. Sie erhalten pro Studienplatz jährlich zwischen rund 7.000 und 8.900 Euro. Der Fördersatz steigt dabei vor allem mit dem Technikanteil des Studiums.

"Wissen nicht, wie es weitergeht"

"Die Fachhochschulen stehen vor der Situation, dass unsere wesentlichste Planungs- und Finanzierungsgrundlage übermorgen mit Ende des Studienjahrs ausläuft. Wir wissen aber bis heute nicht, wie es weitergeht", so Ribitsch. Man sei zwar seit einem halben Jahr in Gesprächen mit dem Ministerium - den letzten Termin dazu habe es aber im Jänner gegeben. Bei einem Telefonat mit Faßmann habe er vorgestern aber keine Informationen erhalten, wann zumindest ein Entwurf des neuen Plans fertig sei und man in Gespräche eintrete.

"Das sind wir in der Zusammenarbeit nicht gewohnt, freundliche Worte und verbale Zustimmung zu erhalten, aber keine inhaltliche Reaktion", so Ribitsch. Daher ersuche man nun den Bundeskanzler, "diesen Missstand zu beheben und einzugreifen". Offenbar sei das Finanzministerium nicht willens, die Vorstellungen des Bildungsministeriums zu finanzieren. "Dieses Patt können die Fachhochschulen nicht auflösen, das muss die Regierung tun."

Plus 1200 Plätze pro Jahr

In einem neuen Plan müsse einerseits eine regelmäßige Valorisierung der Bundesförderung enthalten sein, so Ribitsch. Diese sei seit 1994 nur zweimal erhöht worden, zuletzt 2016. "Seit damals ist die Inflation um 40 Prozent gestiegen, die Summe der beiden Anhebungen liegt bei 18 Prozent." Außerdem müsse die Zahl der Studienplätze ausgebaut werden. Derzeit würden jährlich 50.000 Studienwerber abgewiesen - wolle man das Ziel, mittelfristig 30 und langfristig 60 Prozent der Studienplätze an FH zu haben, erreichen, müssten zusätzlich 1200 Studienplätze pro Jahr entstehen. Außerdem erwarten sich die FH die Sicherstellung einer nachhaltigen Forschungsfinanzierung.

Die bisher letzte Ausschreibung 450 neuer Anfängerstudienplätze ab Herbst 2018 sei österreichweit zehnfach überbucht gewesen, so die Rektorin der FH Campus 02, Kristina Edlinger-Ploder. Von Faßmann erwartet sie sich "eine Verbreiterung des Horizonts": Der ehemalige Vizerektor der Uni Wien sei "für alle Hochschulsektoren zuständig". Mit seinem nunmehrigen Vorgehen gebe er den FH nach dem Motto "Ihr funktionierts schon weiter" keine Perspektive.

Minister Faßmann beschwichtigt

Faßmann wiederum sah am Rande einer anderen Pressekonferenz am Mittwoch keinen Grund für die FH, sich "in ihrem Bestand gefährdet zu sehen". Es stünden keine Kürzungen im Raum. Bezüglich des FH-Entwicklungs- und Ausbauplanes stehe man "in guten Verhandlungen" mit dem Finanzministerium, dieser werde "nächstes Jahr kommen, wenn wir die Finanzierung haben". Bis dahin könnten die FH mit stabilen Mitteln arbeiten.

Im Regierungsprogramm ist ein weiterer Ausbau des FH-Sektors verankert. Das Ministerium strebt innerhalb der nächsten beiden Regierungsperioden eine Steigerung auf rund 60.000 FH-Studenten an.

(APA)

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