Titelkauf: Kirchliche Doktorwürden zum Schleuderpreis

Titelkauf Kirchliche Doktorwuerden Schleuderpreis
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Eine österreichische Website wirbt mit Ehrendoktortiteln für 39 statt 150 Euro. Der Anbieter spricht von einer "ungewöhnlichen Geschenksidee". Laut Wissenschaftsministerium ist das Führen des Titels strafbar.

"Hol dir deinen Doktortitel, ganz schnell und unkompliziert", heißt es auf deallx.at. Auf dem Rabattportal wird dem Besucher am Freitag neben Yoga-Schnupperkurs, Hotelschnäppchen und Massagegutscheinen der Ehrendoktor als "Deal des Tages" um 39 statt 150 Euro angeboten. Statt Studium und Promotion braucht es für die Doktorwürden nur eine "Spende" an die "Miami Life Development Church" (MLDC). 17 Käufer haben sich innerhalb der ersten 14 Stunden laut Webseite gefunden - sie können aus verschiedensten Titeln wählen: Vom "Doctor of Alternative Health" über den "Doctor of Exorcisms" bis zum "Doctor of Feng Shui".

Hinter dem Angebot steht die Webseite doktortitel-kaufen.net, die bereits vor einem Jahr durch die deutschen Medien ging. Auf der Webseite wird beteuert, dass kein "Titelhandel" vorliegt, die US-"Kirche" verleihe lediglich "kirchliche Ehrenwürden, sogenannte Doktor h.c. Grade, bzw. Professor h.c. Grade" als Dank für eine "Spende". Für den Doktor sind 150 Euro hinzublättern, für den Professor 200 Euro. Einen eigenen Online-Auftritt hat die Glaubensgemeinschaft aus Florida nicht.

Nach Zahlung auf dealx.at erhält der Kunde einen Gutscheincode, den er auf der Titelkauf-Seite eintragen kann. Nach Eingang der "Spende" wird eine Urkunde verschickt. Ein Journalist der Süddeutschen Zeitung berichtet von einer schnellen Lieferung und einer "protzigen" Urkunde - mit echtem Stempel und faksimilierter Unterschrift "eines D. van Hoogen, des Senatspräsidenten". Laut Webseite ist das Tragen des Titels möglich, wenn keine Verwechslung mit akademischen Graden droht. Mit der Schreibweise "Dr. h.c. of metaphysics, MLDC Institute (USA)" sei man auf der sicheren Seite.

Titel in Österreich rechtswidrig

Was in den USA und möglicherweise in Deutschland kein Problem ist, könnte in Österreich zu einem werden: Laut Heinz Kasparovsky, dem zuständigen Beamten im Wissenschaftsministerium, wird gerne mit "kirchlichen Titeln" gehandelt, "weil diese in den USA nicht unter die strenge Bestimmung der 'akademischen Grade' fallen". Diese Unterscheidung sei in Österreich aber irrelevant, "da unser Recht vom Anschein eines akademischen Grades ausgeht".

Was sich "Doctor of ..." nennt - egal, was danach kommt -  fällt darunter, eine Führung des Titels ist daher nicht möglich. Wegen des äußeren Eindrucks sind diese Titel daher strafrechtlich genauso wie akademische Grade im Sinne des Studienrechts zu sehen - und § 116 des Universitätsgesetzes 2002 besagt, dass wer in Österreich einen akademischen Grad unberechtigt verleiht, vermittelt oder führt, mit bis zu 15.000 Euro Verwaltungsstrafe rechnen kann.

"Außergewöhnliche Geschenkidee"

Einer der beiden Geschäftsführer der für die Webseite verantwortlichen, in Wien ansässigen DEALLX GmbH, Bernhard Auer, sieht das Angebot gelassen. Man wolle den Kunden "ein möglichst unterschiedliches Angebots-Portfolio zusammenstellen", da gehörten "außergewöhnliche Geschenkideen" eben auch dazu. Die Plattform selbst sei nur "Vermittler" zwischen doktortitel-kaufen.net und dem Kunden. Die Leistung bestehe in der Ausstellung der, "das Blatt Papier hat bis auf einen lustigen Geschenkwert keinen Wert".

Dass manch ein Käufer den Titelerwerb ernst nehmen könnte, denkt Auer nicht. "Das läuft unter dem Titel Geschenkideen." Tatsächlich heißt es auf der Webseite nur unter einem von mehreren Punkten "auch zum Verschenken". Wörtlich ist etwa von einer "öffentlich gültigen Titelbezeichnung" die Rede. Der "Gutschein gilt für einen Doktortitel (Doktor honoris causa)", nicht etwa für die Ausstellung einer Urkunde. Für Auer ist ein Juxgeschenk für 39 Euro legitim - "für 150 Euro hätten wir den Deal aber nicht angeboten".

(APA)

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