Kindgerecht: Dreikäsehochs als Zielgruppe

Dreikaesehochs Zielgruppe
Dreikaesehochs Zielgruppe(c) Vorarlberg Tourismus (Andreas Ga�ner)
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Gesundheit, Marketing, Medien: Immer mehr Kurse und Lehrgänge beschäftigen sich mit der kinderspezifischen Beleuchtung diverser Branchen. Eine Auswahl an Angeboten.

Die Geburtenzahlen sinken weiter, doch die in Summe weniger Kinder werden weitaus mehr beachtet als früher. Etwa als Konsumenten – bei fehlendem Taschengeld im Zweifelsfall auch indirekt: Der Einfluss der Kinder auf das Einkaufsverhalten der Erwachsenen ist für viele Unternehmen Grund genug, sich mit „Kindermarketing“ zu beschäftigen. Ein sensibles Thema, wie Elisabeth Götze betont: „Beim Kindermarketing geht es um verantwortungsbewusstes Marketing“, so Götze, die eine der Vortragenden des Kurses „Kindermarketing“ beim ÖPWZ ist. „Kinder müssen altersgemäß angesprochen werden“, erklärt die Expertin. Dreijährige kennen zwar schon eine Reihe von Markennamen, verstehen Werbung an sich aber nicht. „Ab acht oder neun Jahren wird Werbung durchschaut“, sagt Götze. Und warum man sich mit dem Thema überhaupt auseinandersetzen soll? „Um es nicht falsch zu machen“, sagt Götze. Denn wenn nach einem Werbespot Diskussionen um den Erwerb des Angepriesenen entstehen, sei das schlecht: Frustrierte Eltern seien eher schlechte Kunden. Im Kurs für Kindermarketing geht es aber auch darum, was gesetzlich überhaupt möglich ist. „So darf man Kinder nicht direkt zum Kauf auffordern“, erklärt Götze. Die Teilnehmer sollen am Ende des Kurstages nicht nur wissen, was erlaubt ist, sondern sich auch der Verantwortung bewusst sein.

Gesundheit von Kindesbeinen an

Als „Experte für Kindergesundheit“ kann man an der Vitalakademie reüssieren. Dabei geht es nicht darum, konkrete Krankheiten behandeln zu können, sondern „vorbeugend zu unterstützen“, wie Kursleiterin Elvira Vanicek erklärt. „Wir wollen die Entwicklung der Kinder konstant auf allen Ebenen fördern“ – auf der sozialen, intellektuellen und körperlichen. So ist ein Teil des Programmes der „Rückkehr zur Natur“ gewidmet. „Heute gibt es viele vorgefertigte Indoor-Aktivitäten für Kinder, ob Spielkonsole oder Indoor-Spielplatz“, sagt Vanicek. Die Teilnehmer lernen, wie sie den Kindern das „Rausgehen“ in die Natur wieder schmackhaft machen können. So ist eines der Kursmodule „Land Art“, wobei mit dem, was die Natur so zu bieten hat – etwa Steine, Äste, Rindenstücke – gespielt wird und Skulpturen entstehen. So sollen Fantasie und Kreativität der Kinder gefördert und den Teilnehmern das Gespür dafür vermittelt werden, wie Kinder sich selbst mit einfachen Dingen beschäftigen können. Ein Praxistag komplettiert die Theorie. Die Teilnehmer bringen ihre eigenen Kinder – oder die von Freunden – mit, und los geht's zum Spielen, toben und neugierig sein.

Kinderernährung und Kochen mit Kindern sowie die Grundlagen der Entwicklungspsychologie oder die Gestaltung eines Kinderzimmers sind weitere Elemente. „Die Teilnehmer sollen Eltern anleiten können, präventiv die Gesundheit und Entwicklung der Kinder zu unterstützen“, betont Vanicek. Und traurig, aber wahr: Sie werden tatsächlich gebraucht.

Ebenfalls interdisziplinär ausgerichtet ist das Masterstudium „Kinder- und Jugendmedien“ an der Uni in Erfurt (Deutschland). „Im Studium gibt es einen gemeinsamen Wissenspool von Erziehungs- und Kommunikationswissenschaft“, erklärt der Programmverantwortliche, Sven Jöckel. „Wir bieten ein anwendungsorientiertes Studium, das heißt, wir gehen Probleme und Fragestellungen direkt an.“ Die Studierenden lernen nicht nur die Theorie in Sachen Kinder- und Jugendmedien, sondern müssen auch selbst in die Produktion gehen. Medienpädagogische Kooperationen, wie beispielsweise ein Videodreh an einer Schule, sind Teil des Curriculums.

Dass die Kommunikationswissenschaft und die Forschung in diesem Bereich vorurteilsfrei an ihre Arbeit gehen müssen, betont Jöckel: „Wir als Forscher lassen uns nicht vom Optimismus ,mit modernen Medien wird das Lernen besser und einfacher‘ oder von den Ängsten ,Medien sind schädlich, die Kinder müssen geschützt werden‘ leiten. Wir gehen vorurteilsfrei in die Forschung und orientieren uns an der Realität.“ Denn auch wenn es immer wieder heiße, Kinder unter drei Jahren sollen etwa nicht fernsehen, so sehe die Realität doch meist anders aus.

Auf einen Blick

Lehrgang „Experte für Kindergesundheit“, www.vitalakademie.at

Eintägiges Seminar „Kindermarketing“, www.opwz.com

Masterstudium „Kinder- und Jugendmedien“, Voraussetzung: sozialwirtschaftlicher Hintergrund, www.uni-erfurt.de

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.07.2013)

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