FH wollen mehr forschen

FHOOe Wels - Laboruntersuchungen
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Obwohl bei Förderungen in einigen Teilbereichen gegenüber Unis benachteiligt, setzen die FH vermehrt auf (anwendungsorientierte) Forschung.

Blickt man auf die Zahlen der Statistik Austria, lag das Forschungsbudget der Fachhochschulen 2015 bei rund 104 Mio. Euro, bei 940 vollzeitäquivalenten Mitarbeitern in der Forschung. „Die Erlöse aus Projektbeteiligungen betrugen 2015 rund 40 Millionen Euro. In Relation gesehen wären die Fachhochschulen mit insgesamt 48.055 Studierenden etwa so erfolgreich wie die Universität Wien mit 94.959 Studierenden und 79,2 Mio. Euro an Erlösen aus Projektbeteiligungen“, rechnet Kurt Koleznik, Generalsekretär der Österreichischen Fachhochschul-Konferenz (FHK), betont aber gleichzeitig die Problematik: „Im Gegensatz zu den Universitäten erhalten FH keine Basismittel zur Forschungsfinanzierung.“ Ihre Mittel stammen aus Förderprogrammen und Drittmitteln aus der Wirtschaft. Es fehlt laut Koleznik eine FH-Forschungsförderung auf Basis von Leistungsvereinbarungen, mit Fokus auf Innovationstransfer. „Anders als die Unis haben die FH auch bei bestimmten Förderschienen des Bundes kein Antragsrecht, etwa bei den Hochschulraum-Strukturmitteln und den Stiftungsprofessuren. Der Aufbau von nachhaltigen Forschungsstrukturen ist unter diesen Rahmenbedingungen schwierig“, so der FHK-Generalsekretär.

Hoher Drittmittelumsatz

Dass dennoch einiges möglich ist, zeigen die Beispiele jener Fachhochschulen, die sich in Österreich am stärksten in Sachen Forschung und Entwicklung engagieren. Etwa die FH Oberösterreich mit 16 Forschungsschwerpunkten, von IT in Hagenberg über Medizintechnik und Angewandte Sozialwissenschaften in Linz sowie Management in Steyr bis zu Technik und Angewandte Naturwissenschaften in Wels. „Die FH OÖ ist mit 14,28 Mio. Euro Drittmittel-F&E-Umsatz im Jahr 2015 nicht nur die forschungsstärkste FH Österreichs, sondern auch eine der forschungsstärksten Fachhochschulen im deutschsprachigen Raum“, sagt Christine Pointinger, Forschungskoordinatorin der FH OÖ. Für 2016 wird ein Drittmittel-Umsatz von 16 Mio. Euro erwartet. Grund für den Optimismus geben die zahlreichen Projektzuschläge in diesem Jahr. Beim oberösterreichisch-steirischen Call Smart Mobility ist die FH OÖ etwa an drei von sieben genehmigten Projekten beteiligt. „Die Themenbereiche lauten Physical Internet, innerbetriebliche Logistiksysteme und neue Materialien für öffentliche Verkehrsmittel“, so Pointinger. Weiters erhielt die FH OÖ im Rahmen der Förderausschreibung COIN den Zuschlag für drei neue Forschungsprojekte in den Bereichen Industrie 4.0, Big Data und Energie. „Damit ging mit 2,6 Millionen Euro rund ein Viertel des österreichweit vergebenen COIN-Budgets an die FH-OÖ-Forschung.“ 2017 liegen die F&E-Schwerpunkte an der FH OÖ in den Bereichen Produktion, Energie, Medizintechnik, Automotive und Logistik sowie Lebensmittel. „Wir werden gemeinsam mit der Boku und der Vet-Med-Uni Wien das von der FFG genehmigte K1-Zentrum für Lebensmittelforschung FFOQSI (Feed and Food Quality, Safety & Innovation, Anm.) starten“, sagt Pointinger.

Wachsendes Budget

Nach der FH OÖ wird an der FH Joanneum am meisten in F&E investiert – im Geschäftsjahr 2015/16 waren es 6,1 Mio. Euro. Die Investitionen steigen jährlich. Seit dem Geschäftsjahr 2011/12 entspricht das Plus 27,7 Prozent. Rund 500 Forschungsprojekte werden pro Jahr an der FH Joanneum umgesetzt. „Zu den erfolgreichsten zählen das Health Perception Lab und das Joanneum Power Electronics Center“, sagt Forschungskoordinatorin Roswitha Wiedenhofer. Im Health Perception Lab arbeiten verschiedene Studiengänge interdisziplinär an Ernährung, Sensorik und Public Health. Schwerpunkte sind Adipositasprävention, Produktentwicklung und Bewusstseinsbildung. Im Power Electronics Center forscht man an effizienter Energieumwandlung und innovativer Leistungselektronik. „Auch in der internationalen Scientific Community wollen wir in ausgewählten Themen größere Sichtbarkeit entwickeln“, so Wiedenhofer.

Die FH Kärnten trug in den letzten Jahren kräftig zur Stärkung der Region bei. Etwa mit dem Aufbau der Science & Energy Labs, der Einrichtung eines Josef-Ressel-Zentrums für Mikroelektronik-Forschung, der Umsetzung eines bauphysikalischen Freilandprüfstandes und der Eröffnung der Gründergaragen am Campus Villach. Mit der Gründung des disziplinenübergreifenden Forschungszentrums Institute for Applied Research on Ageing (IARA) hat die FH Kärnten heuer auf die Herausforderungen des demografischen Wandels reagiert. „Befunde und Lösungen aus sozialen, wirtschaftlichen und technischen Fachdisziplinen werden zusammengefasst und interdisziplinär bearbeitet“, sagt Peter Granig, Rektor der FH Kärnten. 2017 liegen die Forschungsschwerpunkte u. a. im Ingenieurbau. „Mit verschiedensten Projekten gelang es in den letzten Jahren, das Thema des Einsatzes von Hochleistungsbetonen für Neubau und nachträgliche Verstärkung an der FH Kärnten erfolgreich zu etablieren“, sagt Granig.

(Print-Ausgabe, 17.12.2016)

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