Stromquelle mit Zukunft

Energie und Umwelt. Wasserkraft ist ein wesentlicher Pfeiler der heimischen Energiewirtschaft und spielt bei der Ökologisierung der Stromversorgung eine wesentliche Rolle. Entsprechend gefragt sind einschlägige Experten.

Die große Bedeutung der Wasserkraft für Österreich als erneuerbarer Energieträger steht außer Frage. So decken Wasserkraftwerke zwei Drittel des heimischen Strombedarfs. Daher kann gesagt werden, dass Wasserkraft auch im Rahmen der Klima- und Energiestrategie, die gerade von der neuen österreichischen Bundesregierung ausgearbeitet wird, eine entscheidende Rolle spielen wird. Der Bedarf an einschlägigen Experten wird also auch in Zukunft gegeben sein. Das notwendige Know-how kann man sich in einer Reihe von Ausbildungen aneignen.

Im Studium Kulturtechnik und Wasserwirtschaft an der Universität für Bodenkultur in Wien werden die Studierenden unter anderem mit Grundlagenwissen in den Bereichen Hydrologie, wasserwirtschaftliche Planung, Flussgebietsmanagement, konstruktiver Wasserbau und Gewässerökologie vertraut gemacht. Im gleichnamigen Master geht es dann etwas vertiefender zur Sache – oberstes Ziel bleibt dabei verantwortungsvolles und umweltverträgliches Planen, Bauen und Erhalten. An der TU Graz wird wiederum das Masterstudium Geotechnical and Hydraulic Engineering angeboten.

Nachhaltigkeit im Fernstudium

Aber auch an den Fachhochschulen wird einschlägiges Wissen vermittelt. An der FH Kärnten etwa wurde das Masterprogramm Small Hydropower for Sustainable Development entwickelt, „und zwar als englischsprachiges Fernstudium, um vor allem internationalen Interessenten eine kostensparende Möglichkeit anzubieten, daran teilzunehmen“, erklärt der Programmleiter Bernhard Pelikan. Trotz des Status als Fernstudium soll auch der persönliche Kontakt zu den Lehrenden über Tele-Teaching-Kommunikationskanäle wie Moodle oder Skype nicht zu kurz kommen. „Vorausgesetzt, dass sich mindestens zehn Teilnehmer finden, wird der erste Jahrgang im kommenden Oktober starten“, sagt Pelikan. Was können sich die Teilnehmer erwarten? Laut Pelikan ist das Curriculum „sehr breit aufgestellt“. Konkret werden sich die Studierenden mit Modulen wie Strömungsdynamik, Elektromechanische Ausrüstung, Wirtschaftliche und Soziale Aspekte sowie mit Ökologischen Überlegungen auseinandersetzen. Vor allem letzteres Modul birgt große aktuelle Bedeutung. „Der richtige Umgang mit dem Thema Ökologie gehört zu den größten Herausforderungen, mit denen die Wasserkraft zu kämpfen hat“, sagt Pelikan, der von einem „nicht unerheblichen Kostenfaktor“ spricht. Bis zu 25 Prozent der Kraftwerkerrichtungskosten müssten für ökologische Maßnahmen eingeplant werden.

Breit aufgestellt ist der Masterstudiengang Energy and Transport Management der FH Joanneum mit den Themen Energie, Mobilität und Umwelt. „Im Bereich Wasserkraft vermitteln wir den Studierenden das notwendige Grundlagenwissen“, sagt Dozent Josef Bärnthaler. „Sie lernen etwa, welche Arten von Wasserkraftwerken es gibt, wie diese funktionieren, welche Rolle die Wasserkraft in der Energiewirtschaft spielt oder welche Umweltauswirkungen mit der Nutzung von Wasserkraft verbunden sind.“

Spezialisierung im Praktikum

Wer sich näher mit dem Thema Wasserkraft auseinandersetzen möchte – etwa mit Hinblick auf eine spätere berufliche Tätigkeit – kann das im Rahmen des verpflichtenden Praxissemesters bei einschlägigen Unternehmen oder der Masterarbeit tun. „Dabei ergeben sich für die Studierenden oft Jobchancen“, so Bärnthaler. Insgesamt müssten sich die Absolventen über ihre berufliche Zukunft jedenfalls keine Gedanken machen. „Der Markt würde mehr Experten benötigen, als wir bieten können“, sagt er.

Beim Masterstudiengang Nachhaltige Energiesysteme der FH Burgenland handelt es sich ebenfalls um eine breit angelegte Ausbildung. Aber auch hier kommt das Thema Wasserkraft nicht zu kurz. Laut dem Lehrenden und Wasserkraftexperten bei Wien Energie, Josef Gradl, entscheiden sich zwischen einem Drittel und der Hälfte der Studierenden für die Wahlpflichtvorlesung Wasserkraft und Meeresenergieerzeugung, in der vor allem Grundlagenwissen vermittelt wird. „Im Rahmen der vorgeschriebenen Projektarbeit geht es wiederum darum, ein Wasserkraftprojekt auszuarbeiten und dabei alle wichtigen Faktoren zu berücksichtigen“, erklärt Gradl.

Wasserkraft als Speicher

Die zentrale Aufgabe von Wasserkraft in der Energiewirtschaft bestehe einerseits in der Bereitstellung von Grundlaststrom und andererseits dem Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage, was vor allem bei der Nutzung von Wind- und Sonnenenergie wichtig ist, meint Bärnthaler. Dafür wären Pumpspeicherkraftwerke, die vor allem im alpinen Raum zum Einsatz kommen, verantwortlich. „Sie nehmen überschüssigen Strom auf und produzieren dann Strom, wenn er im Netz zur Abdeckung von Spitzenlasten benötigt wird“, erklärt er. Nachsatz des Experten: „Pumpspeicherkraftwerke sind essenziell für das Funktionieren überregionaler Stromnetze und damit auf für die Versorgungssicherheit.“

AUF EINEN BLICK

Die Wasserkraft liefert in Österreich rund zwei Drittel des Stroms und spielt zudem im Zusammenhang mit anderen erneuerbaren Energieträgern wie Wind oder Sonne als Speicher eine große Rolle. Entsprechend prominent vertreten ist das Thema in den Curricula diverser Masterstudien aus dem Bereich Energie und Umwelt.

Links (Auswahl):

www.boku.ac.at, www.tugraz.at

www.fh-kaernten.at

www.fh-joanneum.at

www.fh-burgenland.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.02.2018)

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