Ärzte-Ausbildung: Karl will Turnus abschaffen

Karl aerzteAusbildung muss reformiert
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Zu lange Dauer, Turnus mit Qualitätsmängeln, Geringschätzung von Allgemeinmedizinern: Die Wissenschaftsministerin und Medizin-Experten pochen auf eine Reform der Mediziner-Ausbildung.

Zu lange Dauer, Turnus mit Qualitätsmängeln, Geringschätzung von Allgemeinmedizinern: Die Ärzte-Ausbildung muss reformiert werden. Darin waren sich Wissenschaftsministerin Beatrix Karl (ÖVP), Vertreter der Medizin-Uni Wien und der Ärztekammer sowie Studenten Mittwochabend bei einer Podiumsdiskussion einig. Allein Sektionschef Gerhard Aigner vom Gesundheitsministerium warnte vor einem Kurswechsel.

Ministerin Karl wiederholte ihre Forderung an Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ), den Turnus abzuschaffen und den Beruf in Österreich durch Entlastung der Ärzte von administrativen und pflegerischen Tätigkeiten und eine "Facharztausbildung" für Allgemeinmediziner attraktiver zu machen. Immer mehr Österreicher würden nämlich nach dem Studium ins Ausland gehen, wo die Fachausbildung kürzer dauere.

Ärzteausbildung in Österreich

Während in fast allen EU-Ländern Mediziner bereits nach Ende des Studiums als Ärzte zugelassen werden, ist dies in Österreich erst nach dem dreijährigen Turnus (für Allgemeinmediziner) oder der sechsjährigen Fachärzteausbildung der Fall.

Rektor fordert frühere Approbation

Österreichische Jungärzte seien auch in punkto Mobilität in der EU eingeschränkt, kritisierte der Rektor der Medizinuni Wien, Wolfgang Schütz. Er forderte, dass Medizin-Absolventen auch in Österreich bereits nach Ende des Studiums mit einem Praxisjahr approbiert werden. Eine Approbationsprüfung solle die Qualität sichern, so Vizerektor Rudolf Mallinger. Danach sollen die Jungärzte eine Facharztausbildung zum Allgemeinmediziner oder für ein bestimmtes Fach absolvieren.

Der Turnus in seiner derzeitigen Form wurde von allen Diskutanten abgelehnt: Die Jungmediziner - auch "Spritzenferdln" genannt - werden als Systemerhalter eingesetzt und verbringen laut Studentenvertreterin der Medizin-Uni, Judith Böhm, 60 bis 70 Prozent der Arbeit mit administrativen Tätigkeiten und Routine. Laut Umfragen der Ärztekammer ist nur ein Fünftel der Ärzte mit der Turnusausbildung zufrieden.

Ärzte fordern mehr Lehrpraxen

Gleichzeitig verbringen nur die wenigsten Jungärzte zumindest einen Teil ihres Turnus in Lehrpraxen, da zu wenige Niedergelassene Stellen anbieten. Thomas Holzgruber von der Wiener Ärztekammer forderte Gesundheitsministerium und Länder auf, endlich "ein ordentliches und international herzeigbares System einer Lehrpraxisförderung" für Allgemeinmediziner zu schaffen. Sollte es nicht gelingen, die Ausbildung zum Allgemeinmediziner attraktiver zu machen, "darf man sich nicht wundern, dass alle die Facharzt-Ausbildung machen". 

Sektionschef Gerhard Aigner vom Gesundheitsministerium warnte vor einem "Kurswechsel eines Öltankers in voller Fahrt" und forderte angesichts der langen Ausbildungsdauer für Ärzte auf, "jeden Schritt genau zu überlegen".

(APA)

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