Warum steigt Kanzler Kurz so massiv in den Wahlkampf ein? Es gibt zwei Erklärungen. Beide haben mit Umfragen zu tun.
Es war gewissermaßen die Unterwerfung des Othmar Karas: Er wisse, dass ihn viele hier kritisch sehen würden, sagte der EU-Spitzenkandidat der ÖVP beim Wahlkampfauftakt der Volkspartei in den Wiener Sofiensälen vor gut einer Woche. Weil er die Regierung von Sebastian Kurz von Brüssel aus immer wieder kritisiert habe. Und ja, er verstehe schon, dass die ÖVP gezwungen sei, Kompromisse mit der FPÖ einzugehen. Dann tat er, was bei diesem Publikum erwartungsgemäß gut ankommen sollte: Er stellte die SPÖ in Kommunismusnähe und lobte Sebastian Kurz als gestaltungswilligsten Regierungschef Europas. Und fügte hinzu: „Danke, dass du jetzt in den EU-Wahlkampf eingestiegen bist.“
Seit diesem Tag führt Sebastian Kurz den EU-Wahlkampf der ÖVP. Zuerst präsentierte er seine Pläne für eine Reform der EU. Und am vergangenen Wochenende pickte er da noch einmal einen Punkt heraus und spitzte ihn plakativ zu: Es gelte, den „Regelungswahnsinn zu stoppen“. Es gebe immer mehr Vorgaben aus Brüssel, die nur noch Kopfschütteln bei den Bürgern auslösen würden. „Kein Mensch braucht EU-Vorgaben, etwa für die Zubereitung von Schnitzel und Pommes“, so Sebastian Kurz.