Die Bundeswettbewerbsbehörde hat dem Verkauf der Möbelkette an den Tiroler Investor René Benko - wie erwartet - ihr Ok gegeben.
Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) hat den Kauf der Möbelkette Kika/Leiner durch die Signa Gruppe des Tiroler Immobilieninvestors René Benko zugestimmt. "Der Zusammenschluss führt zu keinen wettbewerbsrechtlichen Bedenken", erklärte BWB-Chef Theodor Thanner am Montag in einer Aussendung. Aufgrund der Dringlichkeit habe die BWB den Zusammenschluss noch vor Fristablauf freigegeben.
Der BWB-Chef bewertet den Deal aus Wettbewerbssicht insgesamt positiv. Es sei damit verhindert worden, dass Kika und Leiner aus dem Möbeleinzelhandel verschwinden. Sonst wäre den zwei großen Mitbewerber, Lutz und Ikea, das Feld überlassen worden und die Produktauswahl für die Konsumenten gesunken.
Das mehr als 100 Jahre alte Unternehmen stand an der Kippe zur Insolvenz. Jetzt wurde es vorerst gerettet. Ein Überblick über die Meilensteine von Kika/Leiner. (c) Asamer
Rudolf Leiner senior übernimmt eine Bettfedernhandlung am Rathausplatz in St. Pölten und gründet den ersten Leiner. Kika/Leiner
Rudolf Leiner junior kehrt aus der Kriegsgefangenschaft zurück und beginnt mit dem Wiederaufbau des Geschäfts. Kika/Leiner
Die Expansion beginnt, zumindest in der Heimat. Leiner eröffnet in Wiener Neustadt seine zweite Filiale. (c) kika/Leiner
Leiner startet in Wien. Der Standort auf der Mariahilfer Straße wurde kürzlich an Benko verkauft. APA
Schwiegersohn Herbert Koch eröffnet den ersten Kika in Wien. Koch treibt das Wachstum der Gruppe wesentlich voran. APA
Kika/Leiner übernimmt den Konkurrenten Michelfeit, die Gruppe wird um sieben Häuser in Österreich und zwei in Ungarn erweitert. Die Expansion in das Ausland beginnt. APA
Zahlreiche neue Filialen im In- und Ausland. Die Expansion in Osteuropa wird ihren Höhepunkt mit mehr als 20 Standorten erreichen. (c) kika/Leiner
Das Unternehmen feiert sein 100-jähriges Bestehen. Hier Rudolf Leiner junior mit Gattin Frieda. Er hatte nach dem zweiten Weltkrieg den Grundstein für das Unternehmen gelegt. (c) kika/Leiner
Kika/Leiner wird für kolportierte 500 Millionen Euro an den südafrikanischen Steinhoff-Konzern verkauft. Herbert Koch fädelte den Deal mit Steinhoff ein. APA
Nach Berichten über Bilanzfälschungen bei Steinhoff moss Konzernchef Markus Jooste gehen. Der Aktienkurs von Steinhoff bricht ein. Das trifft auch Kika/Leiner. Steinhoff ist weltweit der zweitgrößte Möbelhändler. APA/AFP/ERIC PIERMONT
Die Gruppe kündigt an, vier weitere Standorte zu schließen. Weitere Schließungen seien nicht geplant, sagt Kika/Leiner-Chef Gunnar George. GEORG HOCHMUTH / APA / picturede
Der Tiroler Immobilieninvestor René Benko steigt bei Kika/Leiner ein. Damit ist eine Großinsolvenz vorerst abgewendet. APA/HANS KLAUS TECHT
Kika/Leiner: Ein Traditionshaus in Nöten
Insgesamt ließ sich Signa den Kauf mehr als 600 Mio. Euro kosten - konkret 490 Mio. Euro für die Immobilien, einen symbolischen Euro für das operative Geschäft in Österreich und Osteuropa und einen Sanierungsbeitrag von mehr als 100 Mio. Euro. Die Zustimmung der Wettbewerbshüter ist der nächste Etappensieg, nachdem bereits mit Euro Delkredere ein neuer Warenkreditversicherer für die angeschlagenen Kika/Leiner-Häuser gefunden worden war. Der abrupte Ausstieg seines Vorgängers Euler Hermes hatte die Krise bei Kika/Leiner – und letztendlich den Notverkauf – Anfang des Vormonats angestoßen.
Für die gut 5000 Mitarbeiter in den 46 Kika/Leiner Filialen in Österreich bleibt es auch nach der BWB-Entscheidung spannend. Der neue Eigentümer Signa will gemeinsam mit dem Management der Möbelkette alle Standorte und Strukturen auf den Prüfstand stellen.
Mehr als 1100 Menschen verlieren durch die Sanierung der Möbelhäuser Kika/Leiner ihren Job, viele von ihnen in St. Pölten. Die Betriebsräte zeigen Verständnis für die Sparmaßnahmen.
Der neue Kika/Leiner-Eigentümer Signa fährt einen harten Sanierungskurs: 1100 der 5100 Jobs gehen verloren. Leiner in Innsbruck und Wr. Neustadt, Kika in Vösendorf und Spittal/Drau sperren zu.
Kika/Leiner schließt vier Filialen. Der Skandal um Mutter Steinhoff gibt Sanierer Gunnar George den Persilschein für die Auslese. Die Fehler der Firma sind aber viel älter.
Der Tiroler Investor René Benko lässt nicht viel Zeit verstreichen: Einen Monat nach dem Kauf von Kika/Leiner tauscht er mehrere Vorstände und Aufsichtsräte aus.