Umbau – Gestaltung. : Aus zwei mach eins

Große, offene Räume oder eine Küche im Wohnbereich lassen sich auch in Altbauten realisieren. Stahlrahmen übernehmen die Wandfunktion.

Die Zeiten, als es bei Wohnungszusammenlegungen darum ging, aus Substandardunterkünften zeitgemäße Appartements zu machen, sind vorbei. Heute werden immer öfter zwei große Altbauwohnungen zu einer Luxusimmobilie kombiniert. Baumeister Peter Amon hat im sechsten Bezirk ein solches Projekt realisiert. Aus zwei Wohnungen (110 und 120 m2) und einem Zubau im Dachgeschoß schuf er ein 280-m2-Domizil mit Terrasse.

Mit außergewöhnlichen Ideen hat man bei diesem Projekt nicht gegeizt. Um eine dritte in diesem Geschoß gelegene Wohnung einzubinden, schuf man im Lichthof ein gläsernes Atrium mit beleuchtbarem Fußboden. In der Wohnung selbst hat Amon viele individuelle Wünsche der Auftraggeber realisiert. So wurden eine große begehbare Garderobe, das Badezimmer und die Küche mit kurzen Wegen verbunden. „Man kann das Teewasser in der Küche aufstellen und noch schnell ins Bad gehen“, erzählt Amon, „keine Selbstverständlichkeit bei einer so großen Wohnung.“

Der Umbau dauerte eineinhalb Jahre. Dabei wurden vier Wände, die statische Funktionen erfüllten, entfernt. Der 60 m2 große Wohnbereich entstand durch das Zusammenlegen zweier Zimmer. „Das Entfernen der Wände war kein wirkliches Problem“, erzählt Amon, „wir haben Stahlrahmen zur Kompensation eingesetzt, ein Prüfingenieur hat das Projekt begleitet.“ Die Stahlrahmen, die wie ein Ring den Raum umschließen, wurden in Wand, Boden und Decke verlegt. In einigen Bereichen sind sie als architektonisches Element bewusst sichtbar gelassen.

Raumorientierung

Solche Projekte, wenn auch meist in kleinerem Umfang, sind heute gefragt, schildert Amon: „Es gibt einen Trend zu offenerem Wohnen.“ Getrennte Wohn- und Esszimmer werden zusammengelegt. Einer der häufigsten Wünsche ist es, die Küche nicht mehr als abgetrennten Raum zu haben, sondern in den Wohnbereich zu integrieren. Realisieren lässt sich das fast immer, Amon meint aber, dass gute Planung notwendig sei, um Kostenexplosionen zu verhindern: „Allein durch geschickte Orientierung von Küche und Bad lässt sich bei den Versorgungsleitung meist schon mehr sparen, als die Planung durch den Profi kostet.“

Nicht nur Gründerzeitwohnungen, sondern auch relativ junge Appartements werden oft gründlich verwandelt. Architekt Thomas Moosmann etwa hat eine luxuriöse, aus den 1970er-Jahren stammende Dachgeschoßwohnung in Hietzing umgebaut. „Sie wurde teilweise entkernt, um großzügiger zu wirken. Außerdem wurde die Terrassenfläche verkleinert, um mehr Wohnraum zu schaffen“, erzählt der Architekt. Vor allem die Vergrößerung des Wohnbereichs in Richtung Terrasse erforderte eine ausgeklügelte Statiklösung.

Vergrößerungseffekte

Auch Moosmann sieht bei Wohnungssanierungen den Trend, durch teilweisen oder ganzen Abbau von Wänden großzügigere Räume zu schaffen. Er weist aber darauf hin, dass hoher baulicher Aufwand oft an finanzielle Grenzen stößt: „Einen Durchgang auf zwei Meter zu verbreitern, weil der Gang davor diese Breite hat, kann schön sein, aber viel kosten.“ Er empfiehlt als kostengünstige Alternative etwa Effekte mit Licht, Farben und Spiegelbändern einzusetzen: „So lässt sich ohne aufwendige Bauarbeiten ein visuell offener Raum schaffen.“

Auch Umbauten zur Verkleinerung sind gefragt, weiß Architekt Gerhard Schmid. Extrem große Altbauwohnungen lassen Hausbesitzer gern teilen, weil sie leichter zu vermieten sind. Schmid führte mehrere solche Projekte aus. Die statischen Probleme waren in der Regel gering. War es notwendig, neue Wände aufzustellen, verwendete man aus Gewichtsgründen Gipskarton: „Nachträgliches Aufstellen von Ziegelwänden ist bei Tramdecken keine gute Lösung.“

Neben der Statik beschäftigt die Planer von Wohnungsumbauten besonders das Thema Abwasserableitung. Küche, Badezimmer und WC können nicht beliebig weit von den Abfallsträngen situiert werden, da die Leitung dorthin ein bestimmtes Gefälle aufweisen muss. Schmid erläutert: „Lässt sich die Abwasserleitung parallel zu den Balken der Fußbodenkonstruktion zum Abfallstrang verlegen und steht keine Kaminwand im Weg, dann lässt sich noch einiges machen. Ansonsten muss auf manch gute Grundrisslösung verzichtet werden.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.09.2013)

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